Hi Zusammen,
heute möchte ich euch die kleine Gruppe des Unteroffiziers Willi Knöchel vorstellen, der bereits relativ früh bei verschiedenen Nachtjagdgeschwader eingesetzt war, aber zunächst eine Erklärung zum Titel:
1994 hat ein Sammlerfreund die Urkunden Von Knöchel zum Fliegerschützen, Frontflugspange für Nachtjäger und zum EK 1 auf einer der zahlrreichen Börsen bei einem Händler erworben und ein Jahr später an mich verkauft. 2018 wurde bei Hermann Historica in München wohl eine größere Sammlung aufgelöst, darunter die Urkunden zur Frontflugspange für Jäger in bronze,zum EK 2 und diverse andere Dokunte und Ausweise mit Lichtbild von Willi Knöchel. Diese Auktion habe ich leider verpasst. Alle Versuche
über Hermann den Besitzer zu kontaktieren, scheiterten leider. Im März 2020 habe ich dann durch Zufall bei einem britischen Händler diese Restgruppe wieder gefunden und gekauft.
Willi Knöchel wurde am 09.10.1918 geboren und war in Schirgiswalde/Sachsen wohnhaft. Bereits als 16-Jähriger (Juli 1935, Mitgliedsnr. 38739) trat er dem deutschen Luftsportverband bei und war dort Angehöriger des Luft-Sturms 74 der Flieger-Landesgruppe 2. Knöchel war wohl ein talentierter Stenograph, was diverse Urkunden belegen. So gewann er u.a. beim Gau-Wettpreisschreiben (was es alles gab) des Sächsichen Stenographenverband des Gau 'Westlausitz' am 5.5.1935 den I. Preis. 2 weitere Urkunden von 1935 und 1936 vom Schülerleistungsschreiben belegen dies außerdem.
Knöchel kam 1939 zur Luftwaffe und zwar zunächst zur Luftwaffen-Nachrichtenkompanie in Böblingen. Dort blieb er bis mindestens 1940, wie die zwei vorhanden Schießbücher aus diesen beiden Jahren belegen. Am 16.04.1941 beendete er die Ausbildung zum
'Fliegerschützen' . Die Urkunde noch im Format A 4 wurde von Chef des Luftwaffenpersonalamts, Generalleutnant Kastner (Freitod am 4.5.1945) unterschrieben. Anhand der Zugehörigkeit zur Luftwaffennachrichten-Kompanie dürfte sicher sein, dass Knöchel zum
Bordfunker ausgebildet wurde. Ein eigenständiges Abzeichen für Bordfunker gab es allerdings erst später.
Nach der Ausbildung zum Fliegerschützen kam Knöchel zur neu aufgestellten 1.(Ergänzungsstaffel) des Nachtjagdgeschwaders 3. Diese Staffel war in Vechta/ Niedersachsen stationiert und mit BF 110, dem Standardflugzeug der deutschen Nachtjagd in den ersten Jahren,
ausgerüstet.
Bereits am 23.07.1941 erfolgte nach 20 Feindflügen die Verleihung der Frontflugspange für Jäger in Bronze. Die Frontflugspangen für Nachtjäger wurden erst 1942 gestiftet, weshalb zu diesem Zeitpunkt alle Jäger-, Nachtjäger- und Zerstörereinheiten diesen Vordruck bekamen. Warum die Urkunde hier von Major Wolfgang Falck, Kommandeur des Nachtjagdgeschwader 1 unterschrieben wurde, konnte ich nicht herausfinden. Die Aktenlage ist leider im Bereich Luftwaffe sehr dürftig.
Am 11.08.1941 erfüllte Knöchel bei der Ergänzungsgruppe die Bedingungen für das Reichssportabzeichen in Bronze. Die Unterschrift des Oberleutnants kann ich leider nicht richtig entziffern. Am 15.10.1941 erfolgte die Verleihung des EK 2 durch den Kommandeur der
(1.) Nachtjagddivision beim Jagdfliegerführer Mitte, Generalmajor Kurt-Bertram von Döring.
Knöchel wurde dann zu einem mir nicht bekannten Zeitpunkt zur 12. Staffel des Nachtjagdgeschader 1 versetzt. Die Staffel war in Leuuwarden/ Holland stationiert. Kommandeur war zu diesem Zeitpunkt immer noch Wolfgang Falck. Gruppenkommandeur der IV. Gruppe der spätere Brillantenträger Helmut Lent und Staffelkapitän von Knöchel der spätere Eichenlaubträger (Nr. 198) Ludwig Becker. Becker fiel am 26.2.1943, als die Staffel im Tageinsatz gegen einfliegende amerikanische 4-Mot-Bomber über der Nordsee im Rahmen der sog. 'Kammhuber-Linie' eingesetzt war.
Am 6.02.1943 erhielt Knöchel nach 60 Feindflügen die Frontflugspange für Nachtjäger in Silber. Der passende Vordruck wurde von Oberstleutnant Friedberg in Vertretung des abwesenden Wolfgang Falck unterschrieben. Friedberg war 1. WK-Veteran, Reserveoffizier und hatte im Geschwader die Position eines Stabsoffiziers inne.
Am 16.09.1943 wurde Knöchel mit dem EK 1 ausgezeichnet. Die Urkunde wurde von Generaloberst Hubert Weise, dem Luftwaffenbefehlshaber Mitte unterschreiben.
Dies ist auch die letzte Auszeichnung von Knöchel. Leider konnte ich nicht klären, was aus ihm geworden ist. Den Ehrenpokal hat Knöchel nicht erhalten, woraus ich schließe, dass er keine Fronteinsätze mehrgeflogen ist. Im Volksbund ist er nicht gelistet. In dem Buch über die Verluste der deutschen Nachtjagd ist er ebenfalls nicht aufgeführt.
Ich hoffe, die kleine Gruppe gefällt euch trotzdem
Grüße Walle