Servus,
wenn man an Tirol denkt, denkt man unweigerlich an die hohen Berge. Nicht verwunderlich, dass viele Tiroler Männer in Kriegszeiten bei der Gebirgstruppe dienten. Doch es gab auch abenteuerlustige, die es in die Ferne zog und so meldeten sich einige auch zu Kriegsmarine.
Das Schicksal eines Tirolers der auf einem U-Boot der Kriegsmarine diente möchte ich Euch heute vorstellen.
Otto Lottersberger, Matrosengefreiter auf U-710, 7.U-Flotille
geb.: 18.05.1923 in Brandenberg, Tirol
gef.: 24.04.1943 im Nordatlantik, südlich von Island
Otto Lottersberger wurde am 18.05.1923 in Brandenberg, ein Dorf auf 919 m Seehöhe, im Bezirk Kufstein geboren.
Am 05.06.1941 wurde Otto Lottersberger im WBK Innsbruck gemustert und galt als kv. Für den RAD wurde er am selben Tag zurückgestellt. Bei der Musterung meldete er sich Freiwillig zur Kriegsmarine. Am 21.10.1941 wurde er dann als Freiwilliger zur Kriegsmarine angenommen. Eventuell wurde er auch darum nicht zum RAD herangezogen.
Am 01.12.1941 rückte Otto Lottersberger als Matrose zur 5.Kompanie der 20.Schiffsstammabteilung in Ede, im besetzten Holland ein. Hier erhielt er seine Grundausbildung als Infanterist am Gewehr 98. Hier wurde auch die weitere Laufbahn des Matrosen Lottersberger aufgezeichnet, er soll auf einem U-Boot seine Marinelaufbahn verbringen.
Mit 27.03.1942 wurde er zur 3./2. U-Lehrdivision in Gotenhafen versetzt und nahm vom 27.03.-04.07.1942 an einem Ub-Lehrgang teil. Mit 05.07.1942 kam er zur 1.U-Ausbildungsabteilung nach Plön, und ab dem 31.07.1942 bis zum 30.08.1942 nahm er an der Baubelehrung auf seinem zukünftigen Boot, U-710, bei der 4./8. Kriegsschiffbaulehrabteilung (U) in Hamburg teil. Mit 01.08.1942 wurde der Matrose Lottersberger zum Matrosengefreiten befördert.
Kurz zu U-710:
Typ VII C
Bauwerft: H.C. Stülcken & Sohn, Hamburg
Stapellauf: 12.05.1942
Indienststellung: 02.09.1942
Feldpostnummer: M - 49 924
Ab dem 01.09.1942 diente der Matrosengefreite Lottersberger mit seinem Kameraden auf dem neuen U-710. U-710 gehörte zur 7. U-Flotille. Kommandant war Oberleutnant zur See Dietrich von Carlowitz. Von September 1942 bis Anfang April 1943 übte die Besatzung, die auf erfahrenen U-Bootfahrern und jungen Matrosen bestand, die Kriegsführung auf einem U-Boot und alle Raffinessen des Einsatzes der U-Bootwaffe.
Nach der Ausrüstung des Bootes in Hamburg und in Kiel ging es für U-710 auf die erste Feindfahrt in den Atlantik. Am 15.04.1943 lief U-710 aus Kiel aus, ergänzte am 16.04.1943 in Kristiansand (Norwegen) Öl und Brennstoff und stach am 17.04.1943 nach Westen in See. Das Boot umfuhr die Britischen Inseln um im Nordatlantik zu operieren. Südlich von Island haben andere Deutsche U-Boote den Geleitzug ONS 5 entdeckt, U-710 versucht sich diesem zu nähern. Am 24.04.1943 wurde U-710 von einer B-17 "Flying Fortress", geflogen von Robert L. Cowey, der britischen RAF Squadron 206 entdeckt. U-710 wehrte sich verbissen mit ihrer Flak-Bewaffnung, die B-17 konnte sechs Wasserbomben abwerfen, die das Boot förmlich aus dem Wasser hoben. Nach dem Angriff sank U-710 in kürzester Zeit. Von der Bomberbesatzung wurde gemeldet, dass ca. 25 Überlebende an der Meeresoberfläche schwimmen. Keiner der Männer konnte gerettet werden. U-710 ging "mit Mann und Maus" unter und wurde der stählerne Sarg für 49 Mann.
Der U-Bootführung war oft der genaue Zeit eines U-Bootverlusts unbekannt, für U-710 wurde der 28.04.1943 als Versenkungstag angenommen, darum ist dies auch im Wehrpass so eingetragen.
Einerseits freut es mich, dass ich solch einen "Exoten" in meiner Sammlung aufnehmen konnte, andererseits stimmt es mich wehmutsvoll, wenn man das traurige Schicksal dieses jungen Mannes betrachtet, der stellvertreten für zig Tausende U-Bootfahrer steht, die im Atlantk ihr Leben lassen mussten. Auch ist die Altersstatistik schockierend, der älteste an Bord war der Kommandant mit 26 Jahren! Die Jüngste gerade mal 19 Jahre alt. Da fällt mir ein Zitat aus "Das Boot" ein: "Das ist der reinste Kinderkreuzzug. Steinalt kommt man sich vor unter all den Gören.".
Ein Wahnsinn, welches Schicksal diesen Tiroler Bergbauernsohn ereilte. Was währe wohl passiert, wenn er zu den Gebirgsjägern gekommen währe?
Schöne Grüße aus Tirol
Austria12