Servus,
heute möchte ich Euch gerne ein Foto aus meinem Familienfundus vorstellen. Es zeigt drei Offiziere des k.k. Standschützen Bataillon Nauders-Ried.
Rechts stehend mein Ururgroßvater Leutnant Josef Dilitz, geb.: 17.05.1858 in Nauders, gest. 16.12.1936 ebenda.
In der Mitte sitzend Hauptmann Handle, Kompaniekommandant der Kompanie "Ried".
Die Tiroler und Vorarlberger Standschützen gehörten zum "letzten Aufgebot" der kuk. Monarchie. Laut der alten Tiroler Landesverfassung von 1511, waren die Tiroler nur zur Verteidigung der eigenen Grenzen verpflichtet. Das "Landlibell" was bis 1918 Gültigkeit hatte, wurde erst im 1.Weltkrieg aufgeweicht und so kamen Tiroler auch außerhalb von Tirol zum Fronteinsatz. Die Standschützen waren alles ältere Jahrgänge, die schon vor langer Zeit ihren Militärdienst abgeleistet hatten oder aus jungen Burschen, die noch nicht eingerückt waren. Im 1.Weltkrieg war der jüngste Standschütze 14 Jahre alt, die ältesten über 80 Jahre alt.
Eine eigene Eigenheit der Standschützen war, dass die Bataillone ihre Offiziere selbst Wählten. So wurden aus normalen Infanteristen Leutnante und Hauptmänner. Oft hatten diese zuvor in der Armee nur den Dienstgrad eines Patrouillführers, Unterjägers oder Zugsführers.
Das Bataillon Nauders-Ried setzte sich aus Männern des Gerichtsbezirk Nauders und Ried im Oberinntal. 1. Komp. Ried, 2.Komp. Reschen, 3.Komp. Graun.
Das Bataillon rückte am 30.07.1915, mit ca. 475 Mann, von Nauders aus. Es marschierte nach Mals, wurde einwaggoniert und nach Bozen gebracht, von dort ging es zu Fuß über das Eggental nach Moena und von dort ins mittlere San Pellegrinotal, wo bereits die Standschützenkompanien Welschnofen und Moena lagen. An der Dolomitenfront ins San Pellegrinotal, wo es dann bis Ende 1917 die Stellungen der Talsperre besetzt hielt. Dort verblieben sie volle 29 Monate und versahen einen eher monotonen Felddienst zwischen Bereitschaft und Ruhe. Einerseits waren die Unterstände voller Dunst, Rauch und Ruß andererseits beschränkten sich die Kampfhandlungen mit wenigen Ausnahmen auf Feldwachendienst, Patrouillengänge mit Geplänkel und Hinterhalten, welche oft von Maschinengewehr‐ und Geschützfeuer begleitet, aber auch unterbrochen wurden.
Die Standschützen waren eine sehr interessante Facette der österreichisch-ungarischen Armee, mittlerweile ist das Thema auch sehr gut durch Bücher recherchierbar.
Schöne Grüße aus Tirol
Austria12