Servus,
dank einem User aus dem Forum, konnte ich ein neues Konvolut, eines Soldaten der 2.GebDiv erhalten. Das Konvolut besteht aus Soldbuch, Urkunde zum VWA in schwarz, Erkennungsmarke und einigen Postkarten.
Der Nachlass gehörte Siegfried Schneider, Gefreiter bei der 1./GJR 136, 2.GebDiv.
Siegfried Schneider wurde am 30.06.1924 in Plauen im Vogtland/Sachsen geboren. Er erlernte den Beruf des Maschinenschlossers.
Sein Soldbuch wurde am 24.06.1943 bei der 2.Ausb.Kp./Geb.Jäg.Ers.Rgt.136 in Innsbruck ausgestellt, wo er auch seine Grundausbildung zum Gebirgsjäger erhielt. Vom 26.08.-08.09.1943 erhielt der Jäger Schneider einen Abstellungsurlaub in seine sächsische Heimatstadt. Es ist zu vermuten, dass er kurz darauf zur Fronttruppe in Marsch gesetzt wurde. Mit dem Marschbtl. z.b.V. 216 kam er zusammen mit weiterem Nachersatz in den hohen Norden. Das Marschbataillon brachte eine nötige Auffrischung für die 2.Gebirgs-Division, die seit 1941 an der Eismeerfront kämpfte. In der Tundra, wurde er dann der 1./GJR 136 zugeteilt, mit der er die folgenden Jahre an der Liza kämpfte.
Nach seinem ersten Polarwinter, wurde Siegfried Schneider am 01.04.1944 zum Gefreiten befördert.
Besonders zu erwähnen ist der interessante Ausrüstungsseite für die Winterbekleidung und die eingetragenen Ski. Die 2.GebDiv war voll Ski-beweglich, vom einfachen Jäger bis zum Divisions-Kommandeur wurde verlangt, dass sie Skifahren können. In der Wege- und Stegelosen Tundra waren die Ski ein unverzichtbares Fortbewegungsmittel, bei Spähtrupps waren diese unverzichtbar.
Im Oktober 1944 nahm der Gefreite Schneider an den verlustreichen Rückzugskämpfen an der Eismeerfront teil und kam mit seiner Division nach Norwegen, vom wo sie zum Jahreswechsel 1944/45 nach dem Süden verlegt wurden.
Nach der Ausrüstung mit neuen Waffen und Gerät kam die 2.GebDiv per Bahn, über Dänemark, in das Reich. Von hier aus ging es direkt in das Elsass, wo starke amerikanische und französische Verbände nach Osten vorrücken. Die nach und nach eintreffenden Einheiten werden gegen Ende Jänner 1945 direkt in die Front geworfen, vom ersten Augenblick an steigen die Verluste der Division.
Zäh verteidigt wird die Stadt Kolmar. Am 05.02.1945 verlässte Siegfried Schneider das Soldatenglück, er wird durch Granateinwirkung verwundet. Laut Divisionchronik, waren die Ortschaften Biesheim, Wolfsgantzen, Neubreisach und Ochsenkopf-Ferme an diesem Tag die Brennpunkte der Kämpfe im Elsass.
Am 15.02.1945 wir er in das Reserve-Lazarett Waldshut, Teillazarett Mug (Baden) eingeliefert, aus dem er am 05.04.1945 mit dem Lazarett-Zug 1131, in das Reserve-Lazarett Lindenberg, Teillazarett Volksschule (Allgäu), verlegt wird, und dort am 07.04.1945 ankommt. Nachdem seine Verwundung ausgeheilt ist, wird er am 11.04.1945 als kv zur Truppe entlassen. Am 23.03.1945 hat Siegfried Schneider, für seine Verwundung im Elsass das VWA in schwarz verliehen bekommen. Nach der Entlassung aus dem Lazarett erhielt er Genesungsurlaub in seiner Heimatstadt Plauen, der Urlaub sollte bis zum 27.04.1945 gehen. Plauen wurde aber am 16.04.1945, kampflos, von den Amerikanern besetzt.
Es ist also zu vermuten, dass Siegfried Schneider in seiner Heimat in alliierte Gefangenschaft geraten ist. Er wurde an Frankreich ausgeliefert, und erhielt die Kriegsgefangenennummer "PG 1196689". Laut einer Postkarte, die dem Konvolut beilag, war vom 26.03.1946 bis zum 29.04.1947 in La Monnerie Le Montel in Gefangenschaft.
Wie sein weiterer Lebensweg in der DDR aussah kann ich nicht feststellen. Siegfried Schneider starb am 18.04.2015 in seiner Heimatstadt Plauen im Vogtland.
Wiedermal konnte ich ein schönes Konvolut von einem Soldaten der 2.GebDiv erhalten. Ich finde besonders schön, dass es von einem jungen Ostdeutschen stammt, den das Schicksal zu einer ostmärkischen Gebirgsdivision brachte. Interessant ist auch, dass ich auch schon mal ein Soldbuch eines Artilleristen des GAR 111 vorgestellt habe, der auch mit dem Marschbataillon z.b.V. 216 an die Eismeerfront gelangt ist.
Schöne Grüße aus Tirol
Austria12