Servus,
heute möchte ich Euch gerne einen sehr interessanten Nachlass eines tapferen Tiroler Oberfeldwebels vorstellen.
Der Nachlass gehörte dem Oberfeldwebel Karl Mayr, 7./GJR 136, 2.GebDiv.
Karl Mayr wurde am 28.12.1914 in Innsbruck geboren. Er verpflichte sich vermutlich bereits beim Bundesheer der 1.Republik als Unteroffizier, da er bereits 1938 Oberjäger war. Es ist zu vermuten, dass er Ursprünglich im Tiroler Landesschützen-Regiment in Kufstein diente. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde aus dem Landesschützen-Regiment das GJR 140. Hier diente Karl Mayr als Oberjäger bei der 7./GJR 140 in Kufstein.
Mit dieser Kompanie nahm er auch an der Besetzung des Sudetenlandes teil, wofür ihm am 12.09.1939 die Erinnerungsmedaille an den 01.10.1938 verliehen wurde. Wohl am 07.08.1939 erhielt Mayr die Dienstauszeichnung 4.Klasse.
Während der Mobilmachung für den Polenfeldzug wurde das Soldbuch von Oberjäger Mayr, am 26.08.1939 ausgestellt. Mit seiner Kompanie nahm Karl Mayr am Polenfeldzug, im Raum des San bis nach Lemberg teil. In Polen muss sich der Oberjäger Mayr besonders ausgezeichnet haben, da er als einer der ersten der 2.GebDiv, am 02.12.1939 mit dem EK2 ausgezeichnet wurde. Nachdem Polen erobert war, wurde die 2.GebDiv nach dem Westen verlegt, und sicherte im "Sitzkrieg" den Raum des Hunsrück und an der Mosel. Hier erhielt Mayr am 01.12.1939 die Beförderung zum Feldwebel. Im Frühjahr 1940 begann die Eroberung Norwegens, nachdem die 3.GebDiv in größere Schwierigkeiten kam, besonders die "Gruppe Narvik", unter General Eduard Dietl, wurde die 2.GebDiv alarmiert und per Bahn nach Dänemark verlegt, in Aalborg wurden die Gebirgsjäger auf Transportschiffe verladen, um die Überfahrt nach Norwegen zu bestreiten. Feldwebel Mayr war am 01.05.1940 an Bord der "Bahia Castillo" als gegen 20:00 Uhr ein Torpedo in die "Bahia Castillo" einschlägt, kurz darauf wird auch der zweite Dampfer die "Buenos Aires" getroffen, ein britisches U-Boot hat das Geleit entdeckt und gleich die zwei größten Schiffe angegriffen. Die Evakuierung der Schiffe verläuft völlig ruhig, was die Kommandanten der Minensuchboote, die die Gebirgsjäger aufnahmen, lobten. An Bord der getroffenen Schiffe entsteht auch manch interessante Anekdote, der Kp-Chef der 7./136 Oberleutnant Psenner tritt nach der Torpedierung in voller Paradeadjustierung mit Stahlhelm und umgeschnallten Säbel auf das Oberdeck und meinte: "Wenn ich schon sterben muss, dann sterbe ich als preußischer Offizier!".
Die zweite Überfahrt nach Norwegen geht dann für Feldwebel Mayr ohne größere Schwierigkeiten. In Norwegen kämpfte er in Mittelnorwegen, um Verbindung mit der Gruppe Narvik aufzunehmen. Auch diesen Feldzug übersteht Karl Mayr ohne größere Schwierigkeiten. Die 2.GebDiv verbleibt in Nordnorwegen als Küstenschutz und Besatzungstruppe. Während seines ersten Polarwinters, wird Mayr am 01.12.1940 zum Oberfeldwebel befördert.
Im Frühsommer 1941 zeichnet sich immer mehr ab, dass die 2.GebDiv für einen neuen Einsatz vorbereitet wird, es werden regelmäßig Gefechtsübungen, zum Teil mit Einbindung der Luftwaffe abgehalten. Am 22.06.1941 besetzt die 2.GebDiv das finnische Petsamogebiet und durchbricht am 29.06.1941 die sowjetischen Bunkerstellungen ostwärts Petsamo, nun haben die Kämpfe an der Eismeerfront begonnen. In dieser Zeit zeichent sich das II./136 und damit auch Ofw. Mayr bei den Kämpfen am Fischerhals und am Mustatunturi aus, später nahm er auch am "Hofmeisterunternhemen", im "Herzogtum Liza", teil. Im August 1941 wurde das Bataillon in den Lizabrückenkopf, am Ostufer der Liza eingesetzt. Anfang Septemeber 1941 wurde ein letzter Angriff über die Liza ausgeführt, an diesem nahm Ofw. Mayr nicht teil, da er ab der 07.09.1941 bis zum 13.09.1941 im Feldlazarett 67, wegen einer Bronchitis behandelt wurde und noch bis zum 18.09.1941 in einer Genesendenkompanie Dienst tat. Bis zum Oktober 1941 beleibt Ofw. Mayr im Lizabrückenkopf zu Sicherung und zum Bunkerbau. Die Offensive ist nun endgültig zum Stillstand gekommen und das Gebirgskorps geht in die Defensive.
Nachdem Ende Oktober 1941 die 6.GebDiv die 2.GebDiv abgelöst hat, verbleibt das II./136 an der Front und hat als Aufgabe die "offene Südflanke" zu verteidigen. Dieser Frontabschnitt besitzt keine durchgängige Sicherung und HKL, es sind Feldwachen eingerichtet und es werden immer wieder Stoßtrupps im Niemandsland abgehalten. Die 7./GJR 136 ist als Ski-Jagd-Kompanie eingesetzt und zeichnet sich mehr vielen Unternehmungen aus, besonders der junge Kp-Chef Oberleutnant Förschl.
Am 07.02.1942 erhielt Karl Mayr das ISA verliehen.
Am 28.04.1942 starteten die Sowjets eine Großoffensive an der Eismeerfront, mit dem Ziel das Gebirgskorps Norwegen einzukesseln und zu vernichten. Bei diesem "Blutmai" kamen die Gebirgsjäger an die Grenze des machbaren, konnten aber mit aller Mühe und großen Verlusten die Offensive zurückschlagen und die Ausgangsstellungen wieder einnehmen. Am 15.05.1942 wird versucht in einer Gegenoffensive die Sowjets weiter zurück zu drängen. Es konnte die wichtige "Kampenhöhe" genommen werden und auch der "Agerberg" wurde besetzt. Am 16.05.1942 spitzte sich die Lage zu, die Russen lagen bis auf Hantgranatenwurfweite an den Gebirgsjäger am Agerberg, der Rgt.Kdr. des GJR 136, Oberst Hofmeister, bat darum den Agerberg räumen zu dürfen, damit keine größeren Verluste eintreten, die das halten der Kampenhöhe unmöglich machen. General Schörner, befahl den Agerberg umbedingt zu halten, dieser Befehl kam aber zu spät bei der Truppe an, gegen 22:00 Uhr war der Agerberg feindbesetzt. Der "Agerberg" war auch der Schicksalsberg von Karl Mayr, hier wurde am 16.05.1942 schwer verwundet, er erhielt einen Schussbruch des Unterkiefers.
Am 18.05.1942 wurde er in das Kriegslazarett 1/521 eingeliefert, von dem er am 22.05.1942 per Flugzeug in das Reich verlegt wurde. Am Folgetag kam er in das Reservelazarett II, welches er am 06.07.1942 mit einem Lazarettzug verließ und am 07.07.1942 in das Reserve-Lazarett I Rostock brachte. Am 15.08.1942 kam er schließlich in das Reserve-Lazarett I Innsbruck, in seine Tiroler Heimat. Aus welchem er erst am 29.09.1944 als bedingt kv zum Ersatztruppenteil verließ. Demnach verbrachte er fast zweieinhalb Jahre in verschiedenen Lazaretten um seine Verwundung zu behandeln. Hier wurde ihm am 25.06.1942 das EK1 verliehen und am 26.10.1942 das VWA in schwarz und die Ostmedaille. Trotzdem gab es auch schöne Momente für Karl Mayr, Anfang Dezember 1942 heiratete er seine Braut Rosa in Kufstein.
Nachdem er zum Ersatztuppenteil kam, wurde er dem Standschützen-Ausbildungs-Lehrgang II, als Ausbildner, zugeteilt. Die Standschützen waren der Volkssturm im Gau Tirol-Vorarlberg. Hier setzte man oft auf kriegsversehrte Ausbildner mit Fronterfahrung, die nicht mehr frontdiensttauglich waren. So verbrachte der Oberfeldwebel Karl Mayr das Kriegsende in Tirol, ob er noch mit den Standschützen in der Heimat eingesetzt wurde, ergeht nicht aus den Dokumenten.
Der Nachlass besteht aus dem Soldbuch, drei Tagebüchern aus den Jahren 1940/41, der Sudetenlandurkunde in original, sowie die EK2, EK1, ISA, VWA in schwarz und Gruppe Feuerstein Urkunden, leider nur als Kopie, aber besser als nichts. Falls jemand der Leser mal auf eine dieser Urkunden stößt, würde ich mich sehr freuen, wenn man das Konvolut wieder zusammenführen könnte.
Das Soldbuch ist wirklich stark geschleppt, man sieht ihm die 82 Jahre, davon 6 Kriegsjahre an.
Ich freu mich zu hören, was Ihr zu meinem neuen Nachlass sagt.
Schöne Grüße aus Tirol
Austria12