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Nachlass Oberjäger Josef Feldbauer, 5. Kompanie, Jäger-Regiment 75, 5. Infanterie- und Jäger-Division

  • Hallo Zusammen,


    heute habe ich wieder einmal etwas Zeit gefunden und möchte Euch diesen interessanten Nachlass des Oberjägers Josef Feldbauer vorstellen. Die Urkunden sind zwar nicht im besten Zustand, aber der Nachlass offenbarte doch noch eine seltene Überraschung, welche ich so auch noch nie gesehen habe.


    Beginnen möchte ich mit der Urkunde zum Verwundetenabzeichen in Schwarz. Diese Auszeichnung und Urkunde wurde dem Obergefreiten Feldbauer am 14.10.42 durch den Bataillons - Führer I. / Jäger-Regiment 75, Hauptmann Egon Kronenwerth verliehen. Die erste Verwundung erlitt er am 30. September 1942 während des Angriffsunternehmen "Michael"


    In der Divisionschronik ist der Tag so beschrieben:


    Die höhere Truppenführung hat sich im September 1942 zu diesem Angriffsunternehmen "Michael" entschlossen, weil für das II. AK im schmal geöffneten "Kessel von Demjansk", in dem nun doppelt so viele Division, als im vorigen Jahr stecken, eine zweite Überwinterung bevorsteht. Zur Sicherung der Versorgung ist eine Verbreiterung des Zugangs und mindestens eine zweite Straße zum Kampfraum mit einer weiteren Brücke unerlässlich. Denn nach allem menschlichen Ermessen wird der Russe alles daransetzen, diese relativ starke deutsche Streitmacht wieder abzuschnüren und endgültig als lockende Beute einzuheimsen,

    Die Überraschung gelingt: Am 27. September 1942 um 9.00 Uhr bricht der Feuerhagel der Artillerie in denkbar schärfster, konzentrierter Form gegen die im Angriffsstreifen aufgeklärten feindlichen Stellungen los....... Rechts geht das Jäger-Regiment 75 mit der unterstellten Aufklärung-Abteilung 5 vom Bereitstellungsraum Majlnkowje Gorki weiter nach Westen vor und überschreitet mittags die Straße nach Korowtschino, die das Angriffsziel des ersten Tages ist.....


    Zunächst ist der Gegner überrascht. Dann sammelt er sich wieder, und das Jäger-Regiment 56 hat bald starke Gegenangriffe abzuwehren. Denn nun hat der Russe gemerkt, was im Gange ist: Das Abschneiden und Einkesseln seiner Kräfte in dem Winkel zwischen Robja und Lowat.......


    Vom 30. September 1942 ab handelt es sich darum, die immer noch stark verteidigten Reste feindlicher Stellungen am Südrand dieses Kessels, am Ostufer des Lowat und ostwärts davon einzeln aufzubrechen und übriggebliebene feindliche Verbände zu zerschlagen.


    Hier wurde der Obergefreite Josef Feldbauer verwundet, konnte aber wahrscheinlich bei bei der Truppe bleiben. ....

  • weiter geht es....


    Am 30. Juli 1942 befindet sich Josef Feldbauer immer noch in der 5. Kompanie im Jäger-Regiment 75 und wurde in der Zwischenzeit zum Oberjäger befördert. Der mörderische Winter 1941 / 1942 ist vorbei und er bekommt, wie so viele andere Soldaten, die Medaille Winterschlacht im Osten verliehen. Der "Gefrierfleischorden" ist ein schwacher Trost für die vielen Qualen und Kälteschäden welche die Truppe zu erleiden hatte. Die Urkunde ist unterschrieben vom damaligen Oberst und Regimentskommandeur Kurt Freiherr von Mühlen.

  • und weiter....


    Am 8. November 1942 wird Feldbauer mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet. Hier unterschrieb der damalige Divisionskommandeur Karl Allmendinger. Wahrscheinlich hat er das EK II noch vor der Ostmedaille verliehen bekommen, da er hier noch als Obergefreiter aufgeführt wird.

  • und weiter...


    Wir befinden uns nun schon im Jahr 1944. Die Verweildauer der Soldaten beträgt in den Jäger-Regimentern der 5. Jäger-Division kaum noch 4 Wochen. Nach dieser kurzen Zeit sind die Soldaten verwundet, gefallen oder gelten als vermisst. Von den Kameraden aus der Friedenszeit der Division sind kaum noch bekannte Gesichter vorhanden; junger, schlecht ausgebildeter Ersatz wird der Truppe zugeführt. So ist die kurze Verweildauer nicht verwunderlich und viele der jungen Soldaten sterben sinnlos und viel zu früh.


    Oberjäger (Unteroffizier) Josef Feldbauer ist nun schon über zwei Jahre bei der Division. Sie befindet sich zu diesem Zeitpunkt schon in den schweren Rückzugskämpfen vom Bug zum Narew und liegt im Raum Ostenburg in den Stellungen. Am 4. August 1944 wird ihm vom damaligen Divisionskommandeur Helmut Thumm das Eiserne Kreuz I. Klasse verliehen.

  • und weiter...


    Kurz nach der Verleihung des EK I Klasse wird Feldbauer zum Dritten Mal verwundet. Laut Verleihungsurkunde zum Verwundetenabzeichen in Silber wurde er auch schon am 30.01.1943 verwundet. Die Division befand sich zu diesem Zeitpunkt im unruhigen Stellungskrieg ohne nennenswerte Einträge in der Divisionschronik. Auch hier scheint Josef Feldbauer bei der Truppe geblieben zu sein.


    Seine Dritte Verwundung am 15.08.1944 ist nun doch schwererer Natur. In diesen Tagen rannte ein russisches Schützenregiment mit Panzerunterstützung gegen die Front der 5. Jäger-Division an. Die Panzer-Jäger-Abteilung 5 schoss in dieser Zeit zahlreiche russische Panzer ab und die Division zog sich in Richtung Wlodawa zurück.


    Die Urkunde zum Verwundetenabzeichen in Silber wurde am 17. März 1945 von einer Genesenden Ersatz Abteilung ausgestellt.

  • und weiter.....


    Im Nachlass war auch noch die Auflistung der Nahkampftage von Oberjäger Josef Feldbauer. Gerade im Juli 1944 mussten harte Nahkampftage gemeistert werden....

    Der Eintrag Nummer 3 gibt jedoch Rätsel auf. Hier ist der 18. August 1944 genannt; zu diesem Zeitpunkt hatte er jedoch schon seine 3. Verwundung erlitten - vielleicht ein Schreibfehler?

  • Nun kommen wir zu einem kuriosen und sehr interessanten Detail dieser Gruppe.


    Nach seiner dritten Verwundung wurde ihm in Tübingen am 17.03.1945 die Urkunde zum Verwundetenabzeichen in Silber ausgehändigt. Kurze Zeit später findet sich Oberjäger Feldbauer in einem Internierungslager in der Schweiz wieder.


    Ich war immer der Meinung, dass die Schweiz keine Deutschen Soldaten aufgenommen hatte und sofort wieder zurückschickte.


    Dazu findet sich in Wikipedia folgendes:


    Internierung in der Schweiz im Zweiten Weltkrieg


    Während der Internierung in der Schweiz im Zweiten Weltkrieg nahm die Schweiz ab Juni 1940 ausländische Militärpersonen als Internierte auf und brachte sie in rund 600 Lagern in verschiedenen Landesteilen unter. Insgesamt nahm die Schweiz zwischen 1940 und 1945 rund 104'000 Militärangehörige aller Kriegsparteien auf. Dabei wurden auch Kriegsdienstverweigerer, Deserteure und geflohene Kriegsgefangene als Internierte aufgenommen. Einzig Angehörige der SS und einiger anderer deutscher Militärverbände wurden abgewiesen. Teilweise wurden auch Zivilflüchtlinge interniert. Die Internierung dauerte v. a. bei den Polen bis ins Jahr 1946.[1]


    ...............


    Erst nach dem Zusammenbruch des Faschismus in Italien wurden ab Herbst 1943 wieder in grösserer Zahl Angehörige fremder militärischer Verbände, zunächst Italiener, ab Sommer 1944 auch Verbände der deutschen Wehrmacht, interniert. Hinzu kamen vereinzelte Gruppen, wie beispielsweise notgelandete US-amerikanische Militärpiloten. Im September 1944 befand sich mit rund 44'000 Internierten die Höchstzahl der gleichzeitig anwesenden Internierten in der Schweiz. In den letzten Kriegsmonaten kamen infolge der allgemeinen Migrationswelle in Europa immer wieder neue Internierte in die Schweiz. Zudem gelang es im Frühling 1945 sowjetischen Kriegsgefangenen, aus Deutschland zu flüchten.[1]


    ..........


    Zusätzlich ist noch ein Bild von Oberjäger Josef Feldbauer vorhanden, wo er mit hoher Wahrscheinlichkeit im Internierungslager in der Schweiz zu sehen ist. Er trägt dort alle seine Auszeichnungen. Das Datum auf dem Ausweis ist schlecht zu lesen. So könnte die Internierung bis 1. Mai 1945 gedauert haben, oder, was ich mehr vermute bis 1. Mai 1946.

    In einem weiteren Schreiben wird noch auf die Verwundung eingegangen. So hatte Feldbauer einen Splitter unter der Kopfhaut, welcher aber keine Knochenverletzung verursachte.


    Dieser Ausweis und die geschichtliche Besonderheit macht diese Gruppe doch sehr interessant.


    ENDE


    Einzelnachweise:

    1. Wikipedia

  • Hallo Bolgorby,


    genau das Maß an Ausgefallenheit in der Geschichte, denn die Schweiz bewirkt es im Kontext fast immer, dass es insgesamt höchst interessant wird. Danke für diese spannende Präsentation. **


    Beste Grüße


    Gustav

    Zeitgeschichtliche und militärhistorische Kenntnisse über das Beamten- und Militärwesen im Deutschen Kaiserreich, Schwerpunkt Preußen und Rheinprovinz, in der Zeit von 1871 bis 1918. Fachgebiete: Zeitgenössische Uniformen, Helme und andere Kopfbedeckungen, allgemeine Ausrüstungen und Gegenstände, Dokumente.

  • Hallo Bolgorby,


    ein militärischer Werdegang mit einem ungewöhnlichen Abschluss.

    Ich sehe diesen Schweizer Ausweis zum allerersten Mal in meiner Sammlerzeit

    - und die dauert doch schon ein paar Jahre. Vielen Dank für diese Vorstellung.

    Übrigens bin ich mir ziemlich sicher das Jahr "1946" zu lesen.


    Grüße - Armin.

    Suche Soldbücher, Wehrpässe, Urkunden und Konvolute folgender Einheiten: 7. Inf.-Div.: Inf.-Rgt. 19, 61 und 62, Div.-Einheiten 7, sowie gute Portraitaufnahmen der Dt. Polizei/Feldgendarmerie bis 1945. SAMMLUNG AUSGELAGERT!!!

  • Hallo Armin, Hallo Gustav,


    DANKE...


    Ja - auch ich habe diesen Ausweis noch nie in meiner über 25 jährigen Forschung zur 5. Jäger-Division gesehen. Gerade uns aus dem Süddeutschen Raum hätte dieser sonst mal über den Weg laufen müssen. Die Ausweisnummer 001512 scheint auch auf eine kleine Anzahl von Ausweisen hinzudeuten. Der Ausweis wurde ausgestellt vom "Eidgenössischen Kommissariat für Internierung und Hospitalisieren" - eventuell liegt in seiner Verwundung der Grund für seine Aufnahme in der Schweiz.....


    Oberjäger Feldbauer wurde am 15. Mai 1946 vom "DEFE 12 Babenhausen" entlassen. So wie ich das nachlesen konnte, war das ein US-Amerikanisches Lager für Kriegsgefangene (1945-1946) und ein Displaced Persons Camp (1946 - 1950). Somit scheint alles auch auf eine Internierung in der Schweiz vom 24.04.1945 bis 01.05.1946 hinzudeuten.


    Beste Grüße

    Bolgorby

  • Servus,


    Gratulation ⓋⒺⓈ Bolgorby zu dieser sehr gelungenen Vorstellung eines höchst interessanten Nachlasses eines Oberjägers der 5.JägDiv!


    Ich selbst habe kein Problem damit, wenn man den Dokumenten ihr alter ansieht, und diese nicht mehr in 1a Zustand sind. Nach 80 Jahren und zig Händen können sie schon mal so aussehen, das schmälert aber nicht die Geschichte der Soldaten, die sie nacherzählen. Uns Divisions-Sammler geht es ja um die Geschichte des Soldaten.


    So einen Internierungs-Ausweis habe ich auch noch nie gesehen. Ein gewaltiges Belegstück. Interessant währe noch zu wissen, wie es den Obj. Feldbauer in die Schweiz verschlagen hat.


    Schöne Grüße aus Tirol


    Austria12

    Ich suche immer Dokumente der 2.GebDiv und deren Teileinheiten dem GJR 136, 137, GAR 111, GebPi.Btl.82 und den Divisionseinheiten 67. Ferner suche ich auch immer Fotos von deutschen Soldatenfriedhof Parkkina-Petsamo. Ich bin Experte für die Geschichte der 2.GebDiv und allgemein zur Eismeerfront. Und ich besitze einiges an Literatur, auch selten Zeitgenössische zu dem Thema. Wenn jemand Hilfe oder Informationen braucht stehe ich gerne zur Verfügung.

  • Guten Abend Bolgorby,


    ein feiner kleiner und dann auch noch höchst interessanter Nachlass eines 5´ers! Ich sehe es auch so, das man bei der Zeit und was die Urkunden teilweise mitgemacht haben nicht immer einen Top Zustand erwarten sollte. Die Geschichte dahinter ist meist viel interessanter! Hier in diesem Fall sogar mit einer Besonderheit die in unserer Sammlerwelt wahrscheinlich bis dato Ihres gleichen sucht! danke fürs zeigen und die tolle Vorstellung.


    Sammlergruss

    Olli

    :!: Gesucht werden IMMER :!: Aus pers. Gründen > Dokumente, Wehrpässe, Soldbücher Urkundengruppen des Sonderverband 287, der 10.SS Panz. Div. "Frundsberg" / 3. Inf. Div. (mot.) später 3.Panz. Gren. Div. / Panzer Grenadier Div. " Grossdeutschland" & Ihre Schwesterverbände sowie 8.Panz. Div. :!: :FLPR: Freue mich auf PNs von euch dazu ;tel;;KF; :BRD: :!:


    Gruss
    Olli

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