Servus,
heute darf ich Euch den sehr interessanten Nachlass des Südtiroler Obergefreiten Josef Schöpf, von der 3.Schwadron des Radfahr-Bataillon68, später Radfahr-Abteilung 68 und Aufklärungs-Abteilung 68 vorstellen.
Josef Schöpf wurde am 14.06.1920 in Lana, in dem von italienischen Truppen besetzten Südtirol geboren. Kurz darauf wurde die formale Annexion Südtirols an das Königreich Italien vollzogen. Nach der Machtergreifung von Mussolini und Hilter, wurde 1939 der Stahlpakt zwischen Italien und dem Deutschen Reich abgeschlossen, darin wurde auch beschlossen die Südtiroler Bevölkerung sollten die Wahl haben, dem Deutschtum anzugehören und ins Deutsche Reich auszuwandern oder in Südtirol zu bleiben und italienisiert zu werden. Josef Schöpf optierte für das Reich und zog nach Ehrwald in Nordtirol.
Nun als Deutscher Staatsbürger galt für ihm die Wehrpflicht in der Wehrmacht. Am 22.04.1940 wurde sein Soldbuch von der 3./Geb.Jäg.Ers.Rgt. 138 ausgestellt. Hier erhielt er seine Grundausbildung als Gebirgsjäger. Wohl nach Beendigung des Norwegenfeldzuges, erfolgt für den Jäger Schöpf seine Abstellung zur Fronttruppe, in seinem Falle die 9./GJR 138 der 3.GebDiv, die als Besatzungstruppe und zum Küstenschutz in Norwegen stand. Am 01.12.1940 wird in Norwegen das Radfahr-Bataillon 68, durch Abgaben des GJR 138 und 139, neu aufgestellt, einer dieser Männer war der Jäger Schöpf und er wurde der 3./Radf.Btl. 68 zugeteilt.
Nach dem ersten Polarwinter in Nordnorwegen wird Schöpf am 01.03.1941 zum Gefreiten befördert.
Während an der gesamten Ostfront am 22.06.1941 der Angriff auf die Sowjetunion anlief, startete im Hohen Norden das "Unternehmen Rentier", dabei überschritt das Gebirgskorps Norwegen (2.GebDiv und 3.GebDiv, Korpstruppen) die norwegisch-finnische Grenze und besetzte das finnische Petsamogebiet. Das Radf.Btl.68 bog von Kirkenes nach Süden ab und besetzte mit zwei Kompanien die Nickelgruben von Kolosjoki und eine weitere Kompanie Nautsi. Nachdem die finnischen Waffenbrüder die rechte Korpsflanke übernahmen, ging das Bataillon zur Division zurück und beteiligte sich am Wegbau zwischen Luostari und Laijoaivi. Im Anschluss kommt es zur Sicherung des Eismeerhafens Liinahamari zum Einsatz.
Nach den ersten erfolgreichen Vorstößen der 2.GebDiv, galt es den "Nordraum" zwischen der Titowkabucht und dem Lizafjord vor sowjetischen Einheiten zu säubern und eine ständige Sicherung der Küste einzurichten, um die Landung sowjetischer Verbände in der Flanke der 2.GebDiv zu verhindern. In der Nacht vom 01. auf den 02.08.1941 beginnt das "Hofmeister-Unternehmen", benannt nach Obstl. Hofmeister, dem Kdr. des GJR 136. Auch der Gefreite Schöpf und sein Radf.Btl. 68 nahm an diesem Unternehmen teil, hier erkämpfte er sich zwei Nahkampftage, am 02.08. auf Höhe 262,2 (später Obersteinerhöhe) und am 03.08. am "Wischkopf" der direkt am Westufer des Lizafjordes liegt. Im Anschluss verbleibt das Bataillon zur Sicherung im Nordraum.
Nachdem die schwer abgekämpfte 2.GebDiv und 3.GebDiv, von der 6.GebDiv abgelöst wurden, verblieb das Radfahr-Bataillon 68, im Raum der Liza- und Titowkabucht, um den Zugang zum Fischerhalsabschnitt im aktischen Winter zu sichern. Das Bataillon wurde aus dem Divisionsverband der 3.GebDiv herausgelöst und der 6.GebDiv taktisch unterstellt.
Der zweite Polarwinter verläuft für den Gefreiten Schöpf nicht so wie sein erster. Ende Dezember 1941 fallen die Temperaturen an der Eismeerfront weit unter Null, am 28.12.1941 herrschen -25°C, der Gefreite Schöpf zog sich an diesem Tag Erfrierungen 2. und 3. Grades an beiden Füßen und der linken Hand zu. Erst am 04.01.1942 erreichte er den Leichtverwundetensammelplatz "Russenlager" an der Titowka. Die Erfrierungen erforderten weitere Behandlungen in ortsfesten Lazaretten, so kam er am 25.01.1942 im Kriegslazarett 1/521 an, ehe er am 07.02.1942 an das Kriegslazarett 1/509 in Oslo weitergegeben wurde, welches er am 10.02.1942 erreichte. Hier dauerte seine Behandlung bis zum 17.03.1942, durch die Erfrierungen verlor Josef Schöpf das letzte Glied seines linken Daumen. Im Anschluss folgte für ihn ein Genesungsurlaub, vom 27.03. bis zum 23.04.1942 in der Heimat. Dieser Urlaub und die vielen Reisetage dürften ein großes Glück für Josef Schöpf gewesen sein, da in seiner Abwesenheit, die Sowjets eine Großoffensive an der Eismeerfront begannen. Hier leistete das Radf.Btl. 68 große Abwehrerfolge im Nordraum und Oberwachtmeister Schmölzer, von der 1./Radf.Abt. 68 erkämpfte sich das Ritterkreuz.
Dadurch, dass er am 01.05.1942 noch seinen Wehrsold von der Frontleitstelle Neufahrwasser in Danzig erhalten hat, gehe ich davon aus, dass er zumindest den Anfang und Höhepunkt des Blutmai 1942, an der Eismeerfront, nicht miterleben musste.
Am 18.06.1942 wurde ihm für seine erlittenen Erfrierungen das VWA in schwarz und am 17.07.1942 die Ostmedaille verliehen.
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Schöne Grüße aus Tirol
Austria12