Servus,
heute darf ich Euch mit großer Freude den Wehrpass vom Leutnant d.R. Heinrich Fritz vorstellen, der fast seine gesamte Dienstzeit beim GJR 136, der 2.GebDiv, gedient hat, und es vom einfachen Jäger zum Leutnant gebracht hat. Leider hat ihn das harte Soldatenschicksal, wie so viele eingeholt.
Heinrich Fritz wurde am 08.03.1914 in Feldkirch, Vorarlberg geboren. Er besuchte das Gymnasium und arbeitete als Lehrer, als er am 02.09.1938 im WBK Bregenz, tauglich gemustert wurde.
Am 02.12.1938 rückte er zur 4./GJR 136 in Innsbruck ein. Noch zu Friedenszeiten erhielt er seine Grundausbildung zum Gebirgsjäger, am Kar 98k, P08, sGW 34 und dem lMG 34.
Mit seiner Kompanie nahm Heinrich Fritz am Polenfeldzug, im Raum des San bis nach Lemberg teil. Nachdem Polen erobert war, wurde die 2.GebDiv nach dem Westen verlegt, und sicherte im "Sitzkrieg" den Raum des Hunsrück und an der Mosel. Hier erhielt Heinrich Fritz am 01.11.1939 die Beförderung zum Gefreiten. Im Frühjahr 1940 begann die Eroberung Norwegens, nachdem die 3.GebDiv in größere Schwierigkeiten kam, besonders die "Gruppe Narvik", unter General Eduard Dietl, wurde die 2.GebDiv alarmiert und per Bahn nach Dänemark verlegt, in Aalborg wurden die Gebirgsjäger auf Transportschiffe verladen. Noch davor wurde er am 01.04.1940 zum Oberjäger befördert. In Norwegen kämpfte er in Mittelnorwegen, um Verbindung mit der Gruppe Narvik aufzunehmen. Im Anschluss wird Oberjäger Fritz als Besatzungssoldat und zum Küstenschutz in Nordnorwegen eingesetzt, hier wird er auch mit 18.10.1940 zur 3./GJR 136 versetzt. Nach seinem ersten Polarwinter in Norwegen, beginnt für ihn mit dem 22.06.1941 der Russlandfeldzug in der Tundra, bis zum 28.06.1941 wird das finnische Petsamo-Gebiet besetzt, und ab dem 29.06.1941 marschiert Oberjäger Fritz der Eismeerküste entlang Richtung Murmansk. Die erste Aufgabe ist das Sperren des Fischerhalses, was auch nach schweren Kämpfen gelingt. Im Juli 1941 werden zwei Angriffe über den Fluss Liza durchgeführt, der 2.GebDiv gelingt es einen Brückenkopf ostwärts der Liza aufzubauen. Am 23.07.1941 wehrt die 3./GJR 136 schwere sowjetische Gegenangriffe im Raum der Lizaniederung ab, hier wird Obj. Fritz Granatsplitter am Hals verwundet. Am 05.08.1941 wird ihm das VWA in schwarz verliehen.
Im September wird abermals versucht die deutsche Offensive vor zu bringen, und damit bis nach Murmansk vorzustoßen, doch auch dieser Versuch scheitert.
Bis zum Oktober 1941 beleibt Obj. Fritz im Lizabrückenkopf zu Sicherung und zum Bunkerbau. Die Offensive ist nun endgültig zum Stillstand gekommen und das Gebirgskorps geht in die Defensive. Nachdem Ende Oktober 1941 die 6.GebDiv die 2.GebDiv abgelöst hat, geht das I./GJR 136 in Ruhestellungen. Am 21.11.1941 wurde ihm das EK 2 verliehen.
Am 28.04.1942 starteten die Sowjets eine Großoffensive an der Eismeerfront, mit dem Ziel das Gebirgskorps Norwegen einzukesseln und zu vernichten. Bei diesem "Blutmai" kamen die Gebirgsjäger an die Grenze des machbaren, konnten aber mit aller Mühe und großen Verlusten die Offensive zurückschlagen und die Ausgangsstellungen wieder einnehmen. Oberjäger Fritz wird mit seiner Kompanie im "Nordraum", zwischen Titowka und Liza eingesetzt, und wehren die gelandeten sowjetischen Marine-Infanteristen ab. Am 10.05.1942 ist das Angriffsziel des Bataillons der Doppelkopf und Höhe 190, durch gut liegendes Flankenfeuer der Russen, gelingt der Angriff nicht, und es gibt viele Verwundete, darunter Oberjäger Fritz, der durch Granatsplitter am rechten Ober- und Unterschenkel verwundet wurde.
Nachdem das Gebirgskorps die sowjetische Offensive zerschlagen hat, wurde die Eismeerfront wieder zum Stellungskrieg. Am 21.05.1942 wurde Heinrich Fritz das ISA verliehen. Ebenso wurde er im Sommer 1942 für die Reserveoffiziers-Laufbahn ausgewählt. Mit 15.06.1942 wurde er zum Ersatztruppenteil nach Innsbruck versetzt, von wo aus er vom 12.10. bis 15.12.1942 am 11. Offz.Anw-Lehrgang an der theresianischen Militärakademie (Schule II für Offz.Anw. der Infanterie) in Wiener Neustadt teilnahm. Nach bestandenen Lehrgang erfolgte für ihm am 01.12.1942 die Beförderung zum Feldwebel O.A. mit gleichzeitiger Ernennung zum Leutnant d.R.. Rückwirkend wurde ihm mit 20.11.1942 auch die Ostmedaille verliehen.
Nach knapp zwei Monaten beim Ersatztruppenteil, kommt Leutnant Fritz mit 20.02.1943 zum III./GJR 136. Das III./GJR 136 wurde als Divisions-Reserve im Abschnitt "Isar", an der Südflanke eingesetzt. Das Bataillon war voll skibeweglich und sollte als Frontfeuerwehr eingesetzt werden. Hier wurde er vom 23.03.-31.07.1943 als Zugführer bei der 11./GJR 136 eingesetzt. Ab dem 01.08.1943 bis zum 05.03.1944 wurde er als Ordonnanz-Offizier des III./GJR 136 eingesetzt, hier war er eine große Stütze für seinem Bataillons-Kommandeur, dem Ritterkreuzträger Major Otto Stampfer, Stampfers Unterschrift findet man auch mehrfach im Wehrpass. Mit dem 01.05.1944 wird Leutnant Fritz zum Feldersatz-Bataillon 111, der 2.GebDiv versetzt. Hier wurde er bei der 3./FEB 111 verwendet. Da im Spätherbst 1944 ein sowjetischer Angriff an der Eismeerfront erwartet wurde, wurden die Kompanien der FEB 111 auf die Stützpunkte und Wiederstandsnester an der Stützpunktfront im Südraum aufgeteilt. Am 07.10.1944 begann die erwartete Großoffensive, bereits am ersten Tag brachen die Sowjets durch die Stützpunktfront, und überrannten oder schlossen alle Stützpunkte ein. Hierbei fiel Leutnant d.R. Heinrich Fritz. Durch den raschen sowjetischen Durchbruch konnte er wohl nicht bestattet werden und ruht nun seit 78 Jahren in der russischen Tundra.
Es freut mich sehr diesen Wehrpass eines Truppenoffiziers des GJR 136, sogar aus dem Hausbataillon von Landeck, dem III./136, in meinem Archiv zu haben. Auch wenn sein Leben, wie das vieler junger Leutnants, ein tragisches Ende nahm.
Schöne Grüße aus Tirol
Austria12