Leb' wohl, du mein Südtirol - Das Schicksal der Familie Mayer

Servus,

heute möchte ich Euch das Schicksal das Südtiroler Familie Mayer vorstellen, welches stellvertretend für zehntausende Südtiroler steht, die die Heimat verließen und in das Deutsche Reich auswanderten.

Die Dokumente gehörten Franz Mayer, Eisenbahner, geboren am 14.08.1886 in Völs am Schlern, und dessen Söhne Franz, geboren am 10.10.1912, und Walter, geboren am 11.09.1918 in Bozen.

Nach dem verlorenen 1.Weltkrieg musste Österreich das urdeutsche Südtirol an das Königreich Italien abtreten. Nach der Machtergreifung der Faschisten, begann eine gewaltige italienisierungs-Politik in Südtirol. Die deutsche Sprache wurde verboten, Ortsnamen und Familiennamen wurden italienisiert, deutschsprachige Südtiroler wurden aus dem Staatsdienst entfernt oder in italienische Gebiete versetzt, und Süditaliener wurden massiv in Südtirol angesiedelt.

Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich hofften viele Südtiroler an eine Wiederherstellung der Einheit Gesamttirols. Doch Hitler war bereit Mussolini Eingeständnisse für ein Bündnis zu geben, und verriet damit den Grundsatz "Ein Volk- ein Reich". Am 21.10.1939 wurde ein Vertrag unterzeichnet, in dem die Südtiroler die Wahl hatten zwischen dem verblieben in Südtirol und damit weiter italienisiert zu werden oder der Abwanderung ins Reich und weiterhin deutschsprachig zu bleiben. Bis Jahresende 1939 mussten die Wahlberechtigten abstimmen, bei der Option, optierten rund 85% der Südtiroler und andere Wahlberechtigte aus Gebieten der ehemaligen Doppelmonarchie (ca. 213.0000 Menschen) für die Abwanderung ins Deutsche Reich.

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Franz Mayer sen. war bereits in Österreich-Ungarn bei der Eisenbahn, nach der Annexion Südtirols durch Italien, hatte er etwas mehr Glück als viele seiner Arbeitskollegen, und wurde in den italienischen Staatsdienst übernommen, doch er wurde nach Borgomanero, in die Region Piemont versetzt, wo er mit seiner Familie hinzog.

Als die Option möglich war, optierte Franz Mayer sen. für die Abwanderung in das Deutsche Reich, automatisch optierten damit auch seine Frau und die vier Kinder sowie ein Neffe für das Reich. Im Jahre 1940 begann für sie der bürokratische Marathon um abwandern zu können und die Deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen. Seine Söhne Franz jun. und Walter mussten noch ihren Wehrdienst im italienischen Heer antreten. Durch die Amtliche deutsche Ein- und Rückwanderstelle wurden die Abwanderungsanträge bearbeitet. So reiste die Familie gegen Ende 1940 in das Reich aus, der erste Stop war Innsbruck, wo die Umsiedler zu Südtirolersiedlungen im gesamten Reich weitergeleitet wurde und ihnen Arbeitsplätze zugewiesen wurden. Nur Sohn Walter blieb bis Februar 1941 noch in Südtirol.

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Franz Mayer sen. wurde nach der Einwanderung ins Reich als Weichenwärter in die Reichsbahn übernommen. Er wurde am Bahnhof Gaflenz im Gau Oberdonau eingesetzt wo er auch mit seiner Frau und den minderjährigen Kindern angesiedelt wurde. Am 28.03.1944 wurde Franz Mayer im WBK Steyr gemustert, doch wegen seines Alters und der uk-Stellung für die Reichsbahn, wurde er nicht mehr einberufen.

Nach Kriegsende wurde Franz Mayer sen. weiterhin bei den österreichischen Bundesbahnen eingesetzt, in den Dokumenten und bei meinen Recherchen konnte ich keine Hinweise finden, dass er wieder Rückoptierte und nach Südtirol zurückkehrte, so ist zu vermuten, dass er die österreichische Staatsbürgerschaft erlangte und seinen Lebensabend in Gaflenz verbrachte.

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Der Sohn Walter Mayer, wanderte erst am 14.02.1941 in das Reich aus. Noch am Tag des Grenzübertrittes wurde er im WMA Schwaz als kv gemustert. Beim WMA Innsbruck gab es einen eigenen Musterungsstab für die Rückwandere aus Südtirol, die in der Regel am Tag ihrer Einreise gleich gemustert wurden. Walter Mayer leistete bereits vom 04.04.1939 bis zum 25.09.1940 seinen Wehrdienst im italienischen Heer, bei der Musterung in Schwaz wurde er als Oberschütze im Beurlaubtenstand in die deutsche Wehrmacht übernommen. Nach kurzer ziviler Beschäftigung wurde Walter Mayer am 29.01.1942 zur 11./Inf.Rgt. 543 einberufen, das Regiment wurde zu dieser Zeit am Truppenübungsplatz Döllersheim neu aufgestellt und der ebenfalls neu aufgestellten "Rheingold-Division", der 387. Infanterie-Division, unterstellt. Bis April 1942 blieb die Division in der Aufstellung und Ausbildung am Truppenübungsplatz, danach begann die Bereitstellung an der Ostfront und der Vormarsch bis Kursk. Im Juni/Juli 1942 nahm der Oberschütze Mayer an der Durchbruchsschlacht zum Don teil, ehe er ab dem 09.07.1942 an den Abwehrkämpfen an der Don-Wereika Stellung, nördlich von Woronesch teilnahm. Seit dem 12.08.1942 gilt Walter Mayer nördlich von Skljajewo 3e als vermisst.

Der Vater von Walter Mayer, versuchte über das DRK bereits während des Krieges Informationen zu seinem Sohn zu bekommen, doch auch noch in den Vermisstenbildlisten der Nachkriegszeit findet man ihn noch, und sein Schicksal ist bis heute ungeklärt.

Hier noch der Auszug von Walter Mayer aus den Vermisstenbildliste des DRK und ein Kartenausschnitt wo der Ort "Skljajewo" ersichtlich ist, wo Walter Mayer seit dem 12.08.1942 vermisst ist.

Dies war nun die Vorstellung des Schicksal der Südtiroler Familie Mayer, die stellvertretend für tausende Südtiroler Familien steht, die zwischen die Mühlräder zweier Diktatoren gerieten. Die Option ist immer noch ein nationales Trauma, welches nach über 80 Jahren immer noch im Bewusstsein der Tiroler Bevölkerung eingebrannt ist.

Das Schicksal von Walter Mayer steht auch für tausende Südtiroler Männer, die im Kampf für das Deutsche Reich ihr Leben lassen mussten. In dem Schreiben des DRK wird ein "Merkblatt bezüglich der Vermissten und Gefangenen in der UdSSR" erwähnt, mich würde interessieren ob jemand von Euch ein solches Merkblatt besitzt, und es eventuell hier teilen kann?

Schöne Grüße aus Tirol

Austria12