Vinzenz Waidacher, Leutnant d.R. 6./GJR 136, SA-Oberführer und oberster Führer der SA im Gau Tirol-Vorarlberg

Servus,

heute darf ich Euch drei Portraitfotos eines der führenden Nationalsozialisten aus Tirol vorstellen. SA-Oberführer Vinzenz Waidacher, Führer der SA-Gebirgsjägerbrigade 99 in Innsbruck.

Vinzenz Waidacher wurde am 19.07.1900 in Mieders geboren. Wie sein Vater erlernte er das Schmiedehandwerk, 1918 rückte er zu den Kaiserschützen ein. Bereits in der 1.Republik war Waidacher ein glühender Nationalsozialist, er trat je nach Quelle Ende 1931 oder Anfang 1932, mit der Mitgliedsnummer 895.838 in die NSDAP und SA ein. Bei der "Höttinger Saalschlacht", ein Zusammenstoß von Nationalsozialisten und Angehörigen des Republikanischen Schutzbundes sowie Kommunisten, im Gasthof Goldener Bär, in Hötting, am 27.05.1932, war Waidacher an vorderster Front dabei und wurde auch wurde an Stirn und Schädel durch Schläge verletzt. Als ein Jahr später die Partei in Österreich verboten wurde, arbeitete Waidacher in der Illegalität weiter. Hier wurde er ein enger Vertrauter des Gauleiters Franz Hofer. Am 30.08.1933 wurde er wegen der Herstellung von Handgrananten zu 18 Monaten schweren Kerker verurteilt, bereits einen Tag später gab es einen Versuch den ebenfalls in Innsbruck inhaftierten Gauleiter Hofer und Waidacher aus dem Gefängniss zu befreien, Hofer gelang die Flucht und setzte sich in das Deutsche Reich ab, hingegen war der Ausbruchsversuch von Vinzenz Waidacher gescheitert, und er verblieb für 2 Jahre und 2 Monate in Gefängnissen des Ständestaates. Ende 1935 wurde Vinzenz Waidacher zum SA-Führer für Tirol und Vorarlberg ernannt. Bis zum Anschluss an das Deutsche Reich führte Waidacher die Tiroler SA im verborgenen.

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Nach dem Anschluss und führender Täter beim Novemberpogrom 1938 in Innsbruck:

Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Innsbruck konnte auch Vinzenz Waidacher seine politische Tätigkeit wieder in der Öffentlichkeit ausüben. Für die Volksabstimmung zum Anschluss wurde Waidacher stellvertretender Gau-Wahlleiter, und war ab März hauptamtlicher SA-Führer und Führer der SA-Gebirgsjägerbrigade 99 mit Sitz in Innsbruck. Als enger Vertrauter des Gauleiters Hofer, konnte sich Waidacher einen Platz in der Führungsriege sichern. Er gehört zu den wenigen Illegalen, die nach dem Anschluss einen hohen Posten erhielten, da die Parteileitung in München den österreichischen Nazis nicht traute. Nach dem Anschluss wurde Vinzenz Waidacher wurde für seine "Verdienste" in der Kampfzeit der Blutorden verliehen.

Laut zeitgenössischen Zeitungsartikeln, schloss sich Vinzenz Waidacher 1938 auch dem Sudetendeutschen Freikorps an, um an der Destabilisierung der Tschechoslowakei mitzuwirken, hier soll er in der Stadt Krumau eingesetzt worden sein.

Bei den schweren Novemberpogromen, in der Nacht vom 09. auf den 10.11.1938, war Vinzenz Waidacher einer der wesentlichen Organisatoren für die Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung von Innsbruck. Er selbst gab im Standartenheim den Befehl an die einzelnen Schlägertrupps der SA, und führte selbst die "Gruppe Waidacher", welche zum Glück die meisten ihrer auserkorenen Opfer nicht antreffen konnte, Anton Hermann war das erste Opfer, doch dieser war bereits nach Wien verzogen, so drangsalierte die Gruppe um Waidacher die zwei Frauen, die die Türe öffneten. Das nächste Ziel war das Spirituosengeschäft von Anton Egon Dubsky, welches verwüstet wurde, auch die Wohnung des Ehepaars Dubsky wurde verwüstet, und die angetroffene Ehefrau aufs wilde beschimpft. Das letzte Ziel war der jüdische Juwelier Dr. Eduard Fuchs. In seiner Wohnung hatte bereits ein anderes SA-Kommando gewütet, die hinderte Waidacher und seine Männer aber nicht, die Wohnung nochmal auf den Kopf zu stellen.

Vinzenz Waidacher zählt somit zu den Hauptverantwortlichen und Haupttätern der Novemberpogrome in Innsbruck.

Wehrdienst:

Wohl um sich zu beweisen, wollte Waidacher zum "politischen Soldaten" werden, und meldete sich Freiwillig zum Wehrdienst in der Wehrmacht. Er rückte bei der 6./GJR 140 in Wörgl ein. Noch in Friedenszeiten schlug er die Laufbahn als Offizier ein und nahm als Unteroffizier am Polenfeldzug teil, hier wurde er verwundet und wurde mit dem EK2 ausgezeichnet. Waidacher dürfte auch während seines Wehrdienstes immer wieder für seine politischen Tätigkeiten freigestellt worden sein. Am Norwegen-Feldzug nahm er bereits als Leutnant teil, hier gehörte er zur Kompanie Brandner, welche sich geschlossen zum Fallschirmeinsatz über Bardufoss freiwillig meldete. Beim Sprungeinsatz, am 12.06.1940, war Leutnant Waidacher als Zugführer eingesetzt. Für den Norwegen-Feldzug erhielt er das EK1 und das Fallschirmschützenabzeichen. Wie es in Zeitungsartikeln und der Literatur beschrieben ist, dass Vinzens Waidacher auch den Narvikschild erhalten hat, ist wohl nicht richtig. Ab dem 29.06.1941 beteiligte er sich mit dem GJR 136 am Überfall auf die Sowjetunion an der Eismeerfront. Nachdem seit Beginn der Kämpfe bereits der zweite Kp-Führer der 6./136 gefallen war, wird Leutnant Vinzenz Waidacher der neue Kp-Führer. Zu Beginn des Septemberangriffs 1941 führt Waidacher die 6./GJR 136 am Liza-Brückenkopf. Am 10.09.1941 fällt Leutnant Vinzenz Waidacher durch sowjetische Artillerie auf Höhe 200. In der Bataillonschronik des II./136 wird er als "wohl einer der wildesten Draufgänger des Bataillons" bezeichnet.

Nach seinem Tod veranstaltet die Tiroler Parteiprominenz noch eine große Gedenkfeier für Waidacher in Innsbruck.

Dies war nun die "kurze" Vorstellung des Lebenslauf von Vinzenz Waidacher, einer wohl recht eindeutigen Person unserer Zeitgeschichte. Mir ist es wichtig auch solche eher unbekannten Persönlichkeiten wieder aus der Vergessenheit zu holen, als Mahnung der Vergangenheit für die Gegenwart. Weiterführende Literatur zu ihm währe: "Die Täter des Judenpogroms 1938 in Innsbruck" vom Haymon Verlag.

Ich hätte auch noch eine Bitte an die Auszeichnungsspezialisten, aus der Bandspange werde ich nicht ganz schlau. Die erste Auszeichnung ist mir nicht bekannt, 2. Frontkämpfer Eherkreuz, 3. Medaille 13.03.1938, 4. Medaille 01.10.1938?

Schöne Grüße

Eismeerfront

Servus Walle,

Quote from bcd4

Er dürfte an der Bandspange das Band zum EK 2 tragen, da er ja Träger des Ehrenzeichen von 1923 war. Das Band dazu wurde bis November 1940 so getragen, wie es auf dem Bild zu sehen ist.

vielen Dank für die Bestätigung meiner Vermutung. In dem Fall lässt sich das Portrait wohl zeitlich gut einschätzten, das Portrait wurde wohl Anfang 1940 aufgenommen, als sein Bataillon noch das II./GJR 140 war und vor seiner Teilnahme am Norwegenfeldzug.

Schöne Grüße

Eismeerfront