Einsatz des II. SS-Pz.Korps bei Buczacz und Tarnopol (Lemberg - Tarnopol) April - Juni 1944
Quelle: W. Tieke in »Der Freiwillige« / 1972 / 18. Jahrgang / Heft 10, 11 & 12
© Zusammenstellung / Abschrift & Bearbeitung: UHF51 • Berlin • 2018
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Vorstoß und Abwehr bei Buczacz
Die drohende Einschließung der 1. Pz.Armee zwischen Bug und Dnjestr durch die russ. 1. und 2. Ukrainische Front zwang das OKW, das sorgfältig ausgebildete und für die Abwehr der bevorstehenden Invasion in Frankreich stehende II. SS-Pz.Korps unter Führung von SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS, Paul Hausser, im Eiltransport von Frankreich nach dem Osten zu verlegen. Dieser Verlegung ging ein Tauziehen zwischen Hitler und den für den Osten verantwortlichen deutschen Führungsstäben voraus. Hitler wollte das II. SS-Pz.Korps für den Osten nicht freigeben. Das OKH und insbesondere die H.Gr. SÜD hatten jedoch aus Mangel an Reserven, keine Möglichkeit aus eigener Kraft die 1. Pz.Armee von Generaloberst Hans-Valentin Hube zu entsetzen.
Inzwischen treibt die Lageentwicklung bei der 1. Pz.Armee dem Höhepunkt zu. Dieser Armee droht ein zweites Stalingrad. Zwischen der 4. Pz.Armee im Norden, und der 1. Pz.Armee im Süden, ist die Verbindung gerissen. Russische Verbände dringen zwischen Sereth und Zbruzcz gegen den Dnjestr vor und zerreißt die Verbindung zwischen der 1. Pz.Armee und der südlich anschließenden 8. Armee. Weitere Verbände der 2. Ukrainischen Front dringen bei Mogilew – Podolsk über den Dnjestr, stoßen nach Westen und bedrohen im Rücken der 1. Pz.Armee deren Brücken und Nachschubwege. Der nunmehr fällige Ausbruch der Pz.Armee wird von Pz.AOK 1 und der H.Gr. unterschiedlich beurteilt: Pz.AOK 1 schlägt den Ausbruch nach Süden vor, die H.Gr. Einen solchen nach Westen, obwohl in dieser Ausbruchsrichtung zahlreiche Flüsse zu überwinden sind. Die zweite Lösung wird durchgeführt. Sie ist rückblickend die richtige – wie die spätere Entwicklung in Rumänien beweist.
In dieser Lage wird das II. SS-Pz.Korps von Westen nach Osten geworfen, um den Angriff aus dem Raum südostwärts Lemberg auf Buczacz – Czortkow die 1. Pz.Armee freizuschlagen und ihr den Anschluß an die 4. Pz.Armee zu ermöglichen.
Von Ende März bis 10. April 1944 rollt das II. SS-Pz.Korps mit der 9. SS-Pz.Div. »Hohenstaufen« und der 10. SS-Pz.Div. »Frundsberg« im Eiltransport von Frankreich nach Rußland. Auf den Bahnhöfen ostwärts von Lemberg werden die Verbände ausgeladen. Am 02.04.1944 sind von der 10. SS-Pz.Div. »Frundsberg« 24 Züge und von der 9. SS-Pz.Div. »Hohenstaufen« 14 Züge eingetroffen.
Am 01.04.1944 befindet sich der Stab des II. SS-Pz.Korps bereits in Lemberg und erhält die ersten Vororientierungen von der Heeresgruppe. Darin heißt es:
»4. Pz.Armee tritt so frühzeitig wie möglich mit Angriffsgruppe Hausser (II. SS-Pz.Korps mit 9. und 10. SS-Pz.Div.; 367. Inf.Div., 100. Jg.Div., s.Pz.Abt. 506, s.Pz.Abt. II/23 und möglichst starken Heerestruppen) zum Angriff nach Südosten, allgemeine Richtung Czortkow an.«
Um 22.07 Uhr gehen präzisere Vorbefehle beim Führungsstab der II. SS-Pz.Korps ein:
''II. SS-Pz.Korps wird außer 9. und 10. Pz.Div. am 2.4., 12.00 Uhr, 367. Inf.Div. unterstellt. 367. Inf.Div. hat durch die 4. Pz.Armee, am 2.4. den Raum Bursztyn – Rohatyn zu erreichen … Das Korps trifft alle Vorbereitungen, 10. SS-Pz.Div. am 4.4. über Zloczow – Pomorzany in den Raum Brzezany – Pluhow (beide ausschließlich), 9. SS-Pz.Div. am 4.4. auf der Straße Unterwalden – Przemslany – Rohatyn in den Raum Unterwalden – Rohatyn zu führen.''
Zum Schaffen der Angriffsbasen und von Brückenköpfen werden die 100. Jg.Div. Links und die 367. Inf.Div. rechts vom beabsichtigten Schwerpunkt eingesetzt.
In den folgenden Tagen rollen die Transporte weiter an. Die tropfenweise eintreffenden Kompanien und Bataillone werden ind die befohlenen Unterziehräume vorgezogen. Alle Bewegungen werden durch das Aprilwetter und den verschlammten Straßen außerordentlich erschwert. Doch die sich immer mehr zuspitzende Lage bei der 1. Pz.Armee läßt keinen Zeitverzug des Entsatzungsangriffes zu.
Am 3.4. findet die beabsichtigte Angriffsführung im Befehl der 4. Pz.Armee ihren Niederschlag. Darin heißt es:
''Aufgabe des II. SS-Pz.Korps ist es, überraschend am b-Tag aus der Linie Rohatyn – Brzezany nach Südosten anzutreten, den Gegner südlich Podhajce zu schlagen und über Monasterzyska auf Buczacz vorzustoßen.
Hierzu gewinnt das Korps mit 367. Inf.Div. am a-Tag aus dem Raum Bursztyn – Rohatyn antretend, den Raum Wolclow – Horozanka – Bolszwec. Weitere Aufgabe der Division wird es sein, die nach Osten führende Operation zu unterstützen und am Dnjestr nach Süden abzudecken.
Mit einer Pz.Div. ist am b-Tag mit Anfang von Brzezany über Podhajce auf Monasterzyska vorzubrechen, sodann nach Osten einzudrehen um den Strypa-Abschnitt zu gewinnen.
Mit einer Pz.Div. ist je nach Wegeerkundungsergebniss, entweder von Rohatyn über Chorostkow – Wolczkow – Zielone, oder über die Linie Rohatyn – Brzezany hinter linker Pz.Div., der Strypa-Abschnitt südlich Buczacz zu gewinnen.''
Dieser grob abgesteckten Zielsetzung folgen die Einsatzbefehle des II. SS-Pz.Korps. Durch den bereits festgestellten Angriffstermin und das kleckerweise Eintreffen des E-Transportes bedingt, läßt sich später eine teilweise Vermischung der Verbände nicht vermeiden. (...)
Fortsetzung folgt