Servus,
nachdem ich schon seit gut 4 Jahren den Nachlass des Tiroler Matrosengefreiten Otto Lottersberger, welcher auf U-710 gedient hat besitze, staunte ich nicht schlecht, als ich vor kurzem den Wehrpass eines anderen Matrosen vom selben Boot gefunden habe. Ich dachte mir, dass ich obwohl ich nicht aktiv Kriegsmarine sammle, die zwei Bootskameraden auch in meiner Sammlung wieder zusammenzuführen.
Das Schicksal des 20 jährigen Maschinengefreiten,der auf einem U-Boot der Kriegsmarine diente möchte ich Euch heute vorstellen.
Helmut Janzen, Maschinengefreiter auf U-710, 7.U-Flotille
geb.: 01.01.1923 in Achterberg, Kreis Lüneburg
gef.: 24.04.1943 im Nordatlantik, südlich von Island
Helmut Janzen wurde am 01.01.1923 in Achterberg, ein Dorf im Kreis Lüneburg in Niedersachsen geboren.
Helmut Janzen lernte in der Chemischen-Fabrik Wolff & Co. den Beruf des Maschinenschlossers. Am 06.05.1941 wurde Helmut Janzen im WBK Celle, als Kriegsfreiwilliger, ärztlich Untersucht und galt als kv. Für den RAD wurde er am 07.07.1941 zurückgestellt. Bei der Musterung meldete er sich Freiwillig zur Kriegsmarine. Am 23.06.1941 wurde er dann als Freiwilliger zur Kriegsmarine angenommen.
Am 02.10.1941 rückte Helmut Janzen als Matrose zur 5.Kompanie der 18.Schiffsstammabteilung in Buxtehude ein. Hier erhielt er seine Grundausbildung als Infanterist. Hier wurde auch die weitere Laufbahn des Matrosen Janzen aufgezeichnet, er soll als Maschinengast auf einem U-Boot seine Marinelaufbahn verbringen.
Am 29.11.1941 wir er zur 7. Kompanie der 2. Abteilung der Marineschule Wesermünde versetzt. Hier besucht er vom 01.12.1941-31.01.1942 den Mot III-Lehrgang. Ein Lehrgang für Maschinenpersonal auf Dieselmotoren. Mit 01.02.1942 wurde er zur 4./2. U-Ausbildungsabteilung in Zeven versetzt und bereits am 28.02.1942 kam er zur 6./1. U-Lehrdivision nach Pillau und nahm vom 02.03.-30.05.1942 an einem Ub-Lehrgang teil. Mit 30.05.1942 kam er zur 5./ 1.U-Ausbildungsabteilung nach Plön, und ab dem 07.07.1942 bis zum 31.08.1942 nahm er an der Baubelehrung auf seinem zukünftigen Boot, U-710, bei der 4./8. Kriegsschiffbaulehrabteilung (U) in Hamburg teil. Mit 01.07.1942 wurde der Matrose Janzen zum Maschinengefreiten befördert.
Kurz zu U-710:
Typ VII C
Bauwerft: H.C. Stülcken & Sohn, Hamburg
Stapellauf: 12.05.1942
Indienststellung: 02.09.1942
Feldpostnummer: M - 49 924
Ab dem 01.09.1942 diente der Maschinengefreite Janzen mit seinem Kameraden auf dem neuen U-710. U-710 gehörte zur 7. U-Flotille. Kommandant war der 26 jährige Oberleutnant zur See Dietrich von Carlowitz. Von September 1942 bis Anfang April 1943 übte die Besatzung, die aus erfahrenen U-Bootfahrern und jungen Matrosen bestand, die Kriegsführung auf einem U-Boot und alle Raffinessen des Einsatzes der U-Bootwaffe, für Helmut Janzen galt wohl der Schwerpunkt seiner Ausbildung auf die zwei Dieselmotoren des VII C Bootes.
Nach der Ausrüstung des Bootes in Hamburg und in Kiel ging es für U-710 auf die erste Feindfahrt in den Atlantik. Am 15.04.1943 lief U-710 aus Kiel aus, ergänzte am 16.04.1943 in Kristiansand (Norwegen) Öl und Brennstoff und stach am 17.04.1943 nach Westen in See. Das Boot umfuhr die Britischen Inseln um im Nordatlantik zu operieren. Südlich von Island haben andere Deutsche U-Boote den Geleitzug ONS 5 entdeckt, U-710 versucht sich diesem zu nähern. Am 24.04.1943 wurde U-710, während dieses gerade auftauchte, von einer B-17 "Flying Fortress", geflogen von Robert L. Cowey, der britischen RAF Squadron 206 entdeckt. U-710 wehrte sich verbissen mit ihrer Flak-Bewaffnung, die B-17 konnte sechs Wasserbomben abwerfen, die das Boot förmlich aus dem Wasser hoben. Nach dem Angriff sank U-710 in kürzester Zeit. Von der Bomberbesatzung wurde gemeldet, dass ca. 25 Überlebende an der Meeresoberfläche schwimmen. Keiner der Männer konnte gerettet werden. U-710 ging "mit Mann und Maus" unter und wurde der stählerne Sarg für 49 Mann.
Der U-Bootführung war oft der genaue Zeitpunkt eines U-Bootverlusts unbekannt, für U-710 wurde der 28.04.1943 als Versenkungstag angenommen, darum ist dies auch im Wehrpass und der Heldentodurkunde so angegeben.
Für mich ist der kleine aber traurige Nachlass von Helmut Janzen eine schöne Ergänzung zum Nachlass seines Kameraden Otto Lottersberger. Ich denke es ist auch nicht alltäglich, dass man gerade von zwei Besatzungsmitgliedern eines U-Bootes die Nachlässe bekommt, und so freut es mich, dass ich nach 81 Jahren die zwei Kameraden, die sich den selben stählernen Sarg teilen, auch in der Sammlung wieder vereinen konnte. Mich würde natürlich auch interessieren, wie Euch der Nachlass von Helmut Janzen gefällt, bzw. ob Ihr ähnliche Zusammenführungen von Nachlässen kennt. Ich denke gerade wenn man bedenkt, dass U-710 nur 49 Besatzungsmitglieder hatte, ist die Wahrscheinlichkeit recht klein, zwei zu finden.
Schöne Grüße
Eismeer