Ich darf euch hier einen Teil des Nachlasses eines ehemaligen Abwehrkämpfers und Korporal des k.u.k. Infanterieregiment "Graf von Khevenhüller" Nr. 7 vorstellen.
Wilhelm LIPPNIGG wurde am 25.05.1897 in Völkermarkt geboren.
Er rückte zum k.u.k. Infanterieregiment „Graf von Khevenhüller“ Nr. 7 ein. Nach Spezialausbildung (Sturmausbildung) abkommandiert zum k.u.k. Bosnisch-herzegovinischen Infanterieregiment Nr. 4 und später weiter zum Sturmbaon 55, kämpfte er im 1. Weltkrieg als Korporal von 01.08.1916 bis 13.11.1918 unter anderem auch am Monte Grappa Massiv.
Er war bei allen Schlachten als Sturmtruppkommandant immer an der vordersten Linie eingesetzt.
1.8.1916 – 13.11.1918
- k.u.k. Infanterieregiment „Graf von Khevenhüller“ Nr. 7
- k.u.k. Bosnisch-herzegovinisches Infanterieregiment Nr. 4 („Bosniaken“) – 12. Kompanie
- Sturmbaon 55 – 1. Kompanie
17.12.1918 – 28.05.1919 / Kärntner Abwehrkämpfe
- Volkswehrbataillon Nr 3 „Klagenfurt“
28.05.1919 – 20.12.1919
- Jugoslawische Gefangenschaft
1920-1938 / Zwischenkriegszeit - 1. Republik
- Kärntner Alpenjägerregiment Nr. 11 – 1. Bataillon
- Justizwache
1938-1945
- Wehrkreis XVIII Salzburg - Stellvertretender Bahnhofswachoffizier in Klagenfurt während des 2. Weltkriegs
Sturmabzeichen Wilhelm Lippnigg.jpg
Nach der Heimkehr in seinen Heimatort Völkermarkt begann er wieder in seinem erlernten Beruf als Friseur zu arbeiten. Als die Besetzung Kärntens durch die südslawischen Einheiten erfolgte, schlug er sich nach Klagenfurt zu den dortigen Abwehrkämpfern durch.
In der Zeit vom 17.12.1918 bis 28.05.1919 war er im Abschnitt von Grafenstein – St. Peter – Draubrücke – Oberndorf – Bleiburg – Schwarzenbach beim Kärntner Abwehrkampf eingesetzt und stand als erfahrener Frontsoldat seinen Mann.
Am 28.05.1919 wurde er in Schwarzenbach schwer verwundet (Oberschenkelschuss, Beckendurchschuss und Kreuzschuss) und geriet in jugoslawische Gefangenschaft. Auf der Festung Laibach inhaftiert, erlebte er eine schwere Zeit. Nach 8 Monaten Gefangenschaft kehrte Wilhelm Lippnigg krank und abgemagert als letzter Kärntner Abwehrkämpfer zu Weihnachten 1919 in die Heimat zurück.
Ohne zu Zögern stellte er sich sofort wieder in den Dienst der Sache und schlug sich in die Zone B durch und meldete sich wieder bei seiner alten Einheit, die Hptm Eglseer befehligte. Gegen die serbischen Prügelbanden, die die heimattreuen Kärntner angriffen und oftmals zusammenschlugen, stellten die Abwehrkämpfer kleine Trupps auf, um die heimattreue Bevölkerung vor weiteren Angriffen der Serben zu schützen. Zu ihnen gehörte nun auch Wilhelm Lippnigg, dem man den Standort Rosegg zuwies.
Nach den Abwehrkämpfen und der Volksabstimmung wurde er in das Kärntner Alpenjägerregiment Nr. 11 eingegliedert. In der Folge trat Lippnigg in die Justizwache in Klagenfurt ein.
Für seinen tapferen und selbstlosen Einsatz während der Kärntner Abwehrkämpfe wurde dem damaligen Korporal des Volkwehrbataillon "Klagenfurt" Nr. 3 das Allgemeine und Besondere Kärntner Kreuz für Tapferkeit verliehen. Anbei die Legitimationen für diese Auszeichnungen.
Legitimation Besonderes Kärntner Kreuz Tapferkeit.JPGLegitimation Allgemeines Kärntner Kreuz Tapferkeit.JPG
Im 2. Weltkrieg versah er als Stabsfeldwebel seinen Dienst als stellvertretender Bahnhofswachoffizier am Hauptbahnhof in Klagenfurt.
Ausweis Bahnhofswache 1.jpg8.jpg
Leider fehlen mir seine Dokumente aus der Zeit von 1938-1945. Diese wurden vor Jahren in einem russischen Forum verkauft. Leider gelang es mir nicht, diese meinem Nachlass hinzuzufügen.
Nach dem Kriege trat er wieder in die Justizwache in Klagenfurt ein und verblieb dort bis zu seiner Pensionierung.
Wilhelm LIPPNIG wurde ua mit dem Großen Ehrenzeichen des Landes Kärnten und dem Militär-Verdienstzeichen dekoriert.
Im August 1992 verstarb Wilhelm LIPPNIGG als einer der letzten der ehemaligen „7er“ im Alter von 95 Jahren in Klagenfurt. Seine letzte Ruhestätte befindet sich am Friedhof in Annabichl.
Viel Spaß beim Betrachten des Nachlasses eines außergewöhnlichen Weltkriegsteilnehmers sowie Kämpfers für die Freiheit Kärntens.
Selbstredend gibt es auch die Verleihungsurkunden zu sämtlichen Auszeichnungen der 2. Republik und des ÖKB.
Seine Memoiren - hunderte Seiten spannender Erlebnisse über den 1. WK und die Kärntner Abwehrkämpfe - runden den Nachlass ab.
Beste Grüße
Baska