Servus,
heute darf ich Euch ein Portrait und Foto von Dr. Robert May, dem Bataillonsarzt des II./GJR 136 vorstellen. Dazu noch eine interessante Anekdote, wie sich sein freiwilliger Fallschirmeinsatz während des Norwegenfeldzuges ausgewirkt hatte.
Dr. Robert May, Oberarzt, II./GJR 136
geb.: 07.11.1914 in Klagenfurt
gest.: 16.06.1984 in Serrara Fontana/Italien
Robert May wurde am 07.11.1914 als lediger Sohn des kuk Hauptmanns im Feldjäger-Bataillon 22 Robert May (ursprünglich aus Böhmen) und der Maria Katharina Oberhofer (gebürtig aus Pfunds in Tirol), in Klagenfurt geboren. Wohl nach dem ersten Weltkrieg siedelte sich die Familie in Innsbruck an. Aufgrund seiner schulischen Leistungen entschloss sich Robert May für das Studium der Humanmedizin.
Mit Ausbruch des 2. Weltkrieges wird auch Robert May zum Kriegseinsatz einberufen. Der mittlerweile zum Feldunterarzt beförderte Dr. Robert May, löst am 01.02.1940 Oberarzt Dr. Oberhammer, als Battaillonsarzt des II./GJR 136 ab. Vorerst versieht er Dienst bei der 6./GJR 136 unter Oberleutnant Brandner. Anfang Mai 1940 geht es für Dr. May und seiner Kompanie nach Norwegen. Am 25.05.1940 trifft unerwartet ein Divisionsbefehl beim II./GJR 136 ein. Das Bataillon hat eine Kompanie Freiwillige aufzustellen, für einen Fallschirmeinsatz in Narvik. Kurze Zeit später wird die Aufstellung einer weiteren Kompanie befohlen.
Der Kp-Chef der 6./136, Olt. Brandner, meldet sich mit seiner gesamten Kompanie freiwillig zum Sprungeinsatz, unter diesen Männern auch Feldunterarzt Dr. May. Auch die zweite Kompanie Freiwilligen wird umgehend aufgestellt, es gab mehr Freiwillige für den Einsatz, als hätten angenommen werden können, so bleiben einige beim "Rest" des Bataillons in Norwegen. Vom Flugplatz Vaernäs geht es mit bereitgestellten Ju52 zur Fallschirmschule Wittstock. Dort begann am 29.05.1940 nach einem Fliegerzeremoniell das Absprungtraining. Stundenlange Bodenübungen mit Abrollen über die Schulter, Absprung von Flugzeugattrappen und das packen des Fallschirms werden intensiv geübt. Nach fünf Tagen der Trockenübungen, folgen die ersten Einzelsprünge aus 250m. Um den kritischen Blicke der erfahrenen Ausbildner und Luftwaffen-Offizieren entgegen zu wirken, befiehlt Olt. Brandner, dass jeder Mann beim öffnen der Fallschirm einen "Tiroler Juchzer" ablassen soll. Und als ob die Gebirgsjäger für nichts anderer gemacht währen, klappt der erste Sprung ohne Probleme. Am folgenden Tag wurde noch der Gruppenabsprung zu je 6 Mann geübt. Damit war die Kurzausbildung abgeschlossen, nur ein Mann der beiden Kompanien verletzte sich bei der Ausbildung. Bevor es für die Männer zurück nach dem hohen Norden geht, werden die "Fallschirm-Gebirgsjäger-Kompanien" formiert.
1.Kp.: Olt. Brandner, Feldunterarzt Dr. May
Lt. Waidacher.
Lt. Sollereder
Fw. Gnigge
2.Kp.: Lt. Siefen
Lt. Vesper
Fw. Laux
Fw. Reimann
Von Wittstock geht es mit der Bahn nach Aalborg, von dort mit dem Schnellfrachter nach Oslo. Nach kurze Einweisung durch das AOK geht es mit dem Schnellzug bis Trontheim-Vernäs. In der Zwischenzeit hat sich die Lage der deutschen Truppen in Narvik verbessert, und eine Verstärkung ist nicht mehr notwendig. Mittlerweile wird jederzeit mit der Kapitulation Norwegens gerechnet, doch gerade im hohen Norden sind viele größere Ortschaften noch nicht besetzt. So erhalten die zwei Kompanien Gebirgs-Fallschirmjäger einen neuen Auftrag. Die Kompanie Brandner: "Am alliierten Flugplatz Bardufoss, 80km nördlich Narvik, abzuspringen, den Platz in Besitz nehmen, und das in diesem Raum befindliche norwegische Oberkommando festzusetzen."
Am 10.06.1940 kapitulierte Norwegen, doch der Auftrag für die Kp. Brandner wird durchgeführt. In der Nacht des 11.06.1940 startet die "Kampfstaffel z.b.V. Gerike" mit zehn Ju52, und bringt die Kompanie nach Norden, als Begleitschutz sechs Jagdflieger. Nahe an der schwedischen Grenze fliegen die Gebirgs-Fallschirmjäger durch die helle Polarnacht. Am 12.06.1940 um 00:15 Uhr erreichen sie Bardufoss. Die erste Kette fliegt eine Schleife über den Flugplatz, aus 100m springen die Jager auf ihr Ziel. Zuerst die Offiziere, gemeinsam mit je einem MG-Trupp. Hier stürzte sich auch Robert May aus der Transportmaschine und nach gut 6 Sekunden Fallschirmflug landet er am Flugfeld. Die Gebirgsjäger sichern sofort die Umgebung, doch nichts rührte sich. Das Flugfeld ist verbarrikadiert, doch nicht beschädigt. Flak-Geschütze wurden gesprengt vorgefunden, doch die Baracken sind intakt und voller Ausrüstung und Verpflegung, daraus wird geschlossen, dass die Briten erst vor kurzem und recht eilig abgezogen sind. Mittlerweile tauchen einige Zivilisten am Rand der Flugplatzes auf, die das Spektakel der landenden Gebirgs-Fallschirmjäger beobachtet haben. Von ihnen wird ein Kraftwagen requiriert und man geht auf die Suche nach dem norwegischen Oberkommando. Im nahe gelegenen Hafen wird nichts gefunden. Dann wird einer Feldkabelleitung einlang der nach Norden führenden Hauptstraße gefolgt, nach gut 40km Fahrt wird eine Gehöftgruppe mit norwegischen Wachposten entdeckt. Ein Offizier fordert Einlass, während am Fahnenmast die Reichskriegsflagge gehisst wird. Die Gebirgsjäger erweisen den geschlagenen Norwegern die Ehre mit dem Generalmarsch, welcher vom Kp-Trompeter geblasen wird.
Die Kp. Brandner hat ihren Auftrag erfüllt. Es wird eine Sicherung beim norwegischen Oberkommando und am Hafen abgestellt, und sie beginnen mit dem Aufräumen am Flugplatz in Bardufoss.
Die Erfolgsmeldung des Unternehmens, konnte aber nicht weitergegeben werden, da vorerst keine Verbindung zu anderen deutschen Truppen hergestellt werden konnte. Erst nach einigen Tagen gelang es mit einem PKW die etwa 120 km bis zum vom GJR 139, besetzten Militärlager von Saetermoon, zurückzulegen. Nachdem die Straße von Narvik nach Bardufoss freigegeben wurde, kommt der Befehlshaber der Gruppe Narvik, Generalleutnant Dietl, nach Bardufoss und unterstellt sich die Kompanie. Die Gebirgsjäger mit ihrer halb Gebirgsjäger, halb Fallschirmjäger-Uniformen, mit aufgeknüpften Blusen und weißen Fallschirmseidenschals, fallen durch die Bitte zur Fallschirmtruppe versetzt zu werden unangenehm auf.
In Narvik kommt die Kompanie auf den kleinen Dampfer "Alstertor" und wird zurück nach Süden geführt, über Bodö wird die Kompanie in Fauske ausgeladen, hier gliedert der Btl.Kdr. Major Oertel, seine "Fallschirm-Ausreißer", unbeschadet und in voller Mannstärke wieder ein.
Der Bataillonsarzt, Feldunterarzt Dr. May, welcher auch in Bardufoss abgesprungen ist, erhält wegen "unerlaubter Entfernung von der Truppe", er hatte nicht die Erlaubnis des Divisions-Arztes am Fallschirmeinsatz teil zu nehmen, acht Tage Stubenarrest, mit gleichzeitiger Verleihung des EK2.
Dr. Robert May hat seinen Einsatz als Fallschirmschütze in Bardufoss ohne Probleme überstanden, nur musste er seine Disziplinarstrafe absitzen, als Erinnerung daran erhielt er aber ein nettes Andenken an seiner Feldbluse. Für sie geht es als Besatzungssoldaten in den Raum um Diupnik. Hier kommt es dann auch, dass bei den Kompanien der Rgt.Kdr, Oberst Nake, erscheint. Er verleiht "seinen" Fallschirmjägern das erworbene Fallschirmschützenabzeichen, die Verleihung erfolgt bei kompanieweisen Feiern.
Dr. Robert May verbleibt als Bataillonsarzt beim II./136, auch während der schweren Kämpfe an der Eismeerfront zeichnete er sich bei der Verwundetenversorgung aus, am 27.10.1941 wird ihm als Assistenzarzt in der 6./GJR 136 das EK1 verliehen. Dr. Robert May blieb als Oberarzt bis zum 10.04.1944 als Bataillonsarzt eingesetzt, wie sein weiterer militärischer Lebenslauf aussah konnte ich leider nicht näher herausfinden.
Nach dem Krieg widmete sich Dr. May der Gefäßchirurgie, und wurde eine Koryphäe auf diesem Gebiet. Er verfasste mehr als 230 wissenschaftliche Arbeiten und 16 Fachbücher. Am Bozner Platz in Innsbruck hatte er seine Praxis und als praktizierender Chirurg betreute er 40 Belegbetten im Privatkrankenhaus der Kreuzschwestern in Innsbruck. Am 16.06.1984 verstarb Dr. Robert May in Serrara Fontana in Italien, im 70. Lebensjahr.
Dies war die Vorstellung vom Lebenslauf von Dr.Robert May, der laut Literatur zu einem der großen Gefäßchirurgen des 20. Jahrhundert zählte. Interessant ist zu sehen, was er als Arzt in einem Gebirgsjäger-Battaillon während des zweiten Weltkrieges erlebte.
Schöne Grüße
Eismeerfront