Servus,
heute darf ich Euch meine erste Neuerwerbung für das Jahr 2025 vorstellen. Es handelt sich um den Wehrpass des Stabsgefreiten Johann (Hans) Oberschneider, welcher zuerst bei der Gebirgsartillerie der 6.GebDiv diente und dann an der Eismeerfront bei der Korps-Kartenstelle 419 eingesetzt wurde.
Hans Oberschneider wurde am 17.01.1919 in Zell am See geboren. Nach dem Besuch der Hauptschule machte er eine Ausbildung in einer grafischen Fachschule. Am 14.02.1939 wurde Hans Oberschneider im WBK Innsbruck als kv gemustert, kurz darauf, am 01.04.1939 wird er zur Ableistung seiner Arbeitsdienstpflicht zum RAD einberufen. Am 07.12.1939 wurde er als Arbeitsmann aus dem RAD entlassen. Mit 04.03.1940 wird Hans Oberschneider zur Nachr.Ers.Batt. 112 nach Villach einberufen, hier erhält er seine Grundausbildung als Nachrichtenmann in einer Gebirgsartilleriebatterie. Mit 12.05.1940 wird er zur neu aufgestellten 4./GAR 113, auf den Truppenübungsplatz Döberitz versetzt. Bereits am 08.06.1940 wird seine Batterie am Truppenübungsplatz Heuberg zur 4./GAR 118 umbenannt und der neuen 6.Gebirgs-Division unterstellt. Nachdem 1940 der Frankreichfeldzug begann, kam für die junge 6.GebDiv die Feuertaufe, ab dem 18.06.1940 nahm der Kanonier Oberschneider an den Kämpfen im Elsaß und den Vogesen. Nach der französischen Kapitulation verblieb er als Besatzungssoldat in Ostfrankreich und später an der französischen Kanal- und Atlantikküste. 1941 ging es für Hans Oberschneider über das Heimatkriegsgebiet als Lehrtruppe nach Rumänien und Bulgarien. Vom 06.04.1941 ab nahm er im Verband der 6.GebDiv am Angriff und der Besetzung Griechenlands teil, zuerst bei der Erstürmung der Metaxas-Linie, bis hin zur Besetzung Athens. Im heißen Griechenland infizierte sich Oberschneider mit Malaria, wo er vom 20.06.-15.08.1941 behandelt werden musste.
Im Sommer 1941 wurde die 6.GebDiv ins Heimatkriegsgebiet verlegt und für einen weiteren Einsatz aufgefrischt. Nachdem an der gesamten Ostfront der Russlandfeldzug begann, wurden neue Divisionen zur Verstärkung angefordert. Im Hohen Norden, westlich von Murmansk erlitten die 2. und 3.GebDiv hohe Verluste und mussten dringend abgelöst werden, die 6.GebDiv sollte die dringend notwendige Verstärkung an der Eismeerfront werden. Mit 20.10.1941 war die Ablöste im hohen Norden abgeschlossen und Hans Oberschneider fand sich in der winterlichen Tundra, in den Stellungen westlich des Flusses Liza, wieder. Noch während seines ersten Polarwinters erlebte Hans Oberschneider eine weitere harte Prüfung, die sowjetische Großoffensive im Mai 1942. Doch auch dieser Einsatz bei dem zwei sowjetische Einschließungsversuche vernichtet wurden überstand Hans Oberschneider unbeschadet. Bereits am 01.05.1942 wurde er zum Gefreiten befördert und am 09.07.1942 wurde ihm die Ostmedaille verliehen. Anfang September 1942 wird seine grafische Ausbildung nun auch für die Wehrmacht benötigt, am 03.09.1942 wird der Gefreite Oberschneider zum Gen.Kdo. XIX. (Geb.)A.K. versetzt, hier kommt er zur Korps-Kartenstelle (mot) 419. Die Kartenstellen an der Eismeerfront hatten eine große Bedeutung für die Truppe, da es zu Beginn des Russlandfeldzuges so gut wie kein Kartenmaterial der kargen Tundra gab. So galt es das Einsatzgebiet anhand von Vermessung und Aufklärungsergebnissen zu kartographieren, die von der fechtenden Truppe getauften Höhen, Täler und Geländepunkte in Karten einzutragen und auch Karten für die Truppe zu drucken. Korps-Kartenstellen hatten eine vergleichbar kleine Mannstärke, 1 Offizier, 2 Unteroffiziere und 13 Mannschaften.
Hams Oberschneider versah nun Dienst in der Etappe der Eismeerfront, am 01.03.1943 wird er zum Obergefreiten befördert und am 30.01.1944 wird ihm das KVK 2.Klasse mit Schwerter verliehen. Am 07.10.1944 begann eine noch nie dagewesene Offensive der Roten Armee an der Eismeerfront, die schon am ersten Tag große Durchbrüche erzielt. Obergefreiter Oberschneider nahm nun an den Abwehrkämpfen um Petsamo und Kirkenes teil, ehe sich das XIX. (Geb.) A.K. kämpfend nach Nordnorwegen zurückzog. Ende November 1944 erfolgte die Verteidigung der Kilpisjärvi-Stellungen, ehe es in den Raum Lyngen-Narvik ging, wo er bis zur Kapitulation die Stellungen hielt. Am 25.11.1944 wurde das Gen.Kdo. in Kdo. der Armee-Abteilung Narvik umbenannt. Am 01.04.1945 wird Hans Oberschneider zum Stabsgefreiten befördert. Hans Oberschneider kam in eine Reservation in Rundhaug bei Bardufoss, diese Reservationen standen unter Deutscher Selbstverwaltung, so kam es hier noch nach Kriegsende zur Verleihung von Auszeichnungen. Am 01.07.1945 wird ihm der Lapplandschild verliehen.
Wohl schon im Jahr 1945 konnte Hans Oberschneider in seine Salzburger Heimat zurückkehren. Hier arbeitete er als Grafiker und erstellte unzählige Panoramen, Werbespots, Plakate und vieles mehr. Hans Oberschneider verstarb im Jahre 2008.
Dies war die Vorstellung des Wehrpasses und der Diestzeit von Hans Oberschneider. Für mich wieder ein ganz interessantes Stück, gerade weil es mein erster Wehrpass ist, welchem einem Angehörigen einer Kartenstelle gehört.
Schöne Grüße
Eismeerfront