Servus,
heute darf ich Euch die Wehrpass-Zweitschrift von Bernhard Nienhaus vorstellen, welcher als Obergefreiter beim Gebirgsartillerie-Regiment 111, der 2.Gebirgs-Division, an der Eismeerfront eingesetzt war.
Bernhard Nienhaus wurde am 21.05.1912 in Altrhede/Nordrhein-Westfalen geboren. Er arbeitete als landwirtschaftlicher Gehilfe.
Am 15.03.1940 rückte Bernhard Nienhaus zur 3.s/Art.Ers.Abt. 171, in Braunschweig ein. Hier erhielt er seine Grundausbildung als Artillerist an der Gebirgskanone M16, ein Skoda-Geschütz, welches bereits im 1.Weltkrieg eingesetzt wurde, dem Gebirgsgeschütz M36 und dem Karabiner 98K. Auch erhielt er eine umfangreiche Ausbildung für das Pferdewesen, er war Fahrer von Bock und Sattel sowie Tragtierführer.
Nach der Grundausbildung erfolgte für den Kanonier Nienhaus am 05.07.1940 die Abstellung zur Fronttruppe, in seinem Fall die 3./GAR 111, der 2.GebDiv. Zu dieser Zeit stand die 2.Gebirgs-Division als Besatzungstruppe und zum Küstenschutz in Nordnorwegen. In Norwegen wurde er auch am 01.04.1941 zum Gefreiten befördert. Am 29.06.1941 begann auch an der Eismeerfront der Überfall auf die Sowjetunion. Das GAR 111 hatte Schwierigkeiten in der wegelosen Tundra die Geschütze zu transportieren, gerade hier waren die Tragtierführer, wie der Gefreite Nienhaus gefragt, um mit ihren trittsicheren Haflingern und Mulis die Geschütze und Muniton zu transportieren. Die 2.GebDiv errichtete in der Tundra einen Brückenkopf ostwärts des Flusses Liza. Das Kriegstagebuch der 2.GebDiv schildert zu dieser Zeit, dass das GAR 111 immer die Angriffe mit Feuerunterstützte, erkannte Feindansammlungen, fdl.Trägerkollonen sowie Feindbatterien bekämpfte und oft Sperrfeuer schoss. Als Feuerunterstützung für den Septemberangriff 1941, wurde die 3./111 in den Lizabrückenkopf verlegt, wo sie südlich des Russenlagers in Feuerstellung gingen. Nachdem dieser Angriff nicht den gewünschten Erfolg gebracht hatte ging die 2.GebDiv in die Verteidigung über und legte winterfeste Stellungen an. Die 6.GebDiv soll die 2.GebDiv im Oktober 1941 aus dem Lizabrückenkopf ablösen, zu den letzten Einheiten die abgelöst wurden zählte das GAR 111, die ausgezehrten Batterien konnten in die lang ersehnten Ruhestellungen in Nordfinnland und Nordnorwegen einkehren.
Bereits am 01.04.1942 wird er zum Obergefreiten befördert. Nach dem zweiten Polarwinter, kam für den Obergefreiten Nienhaus eine weitere harte Probe. Am 27.04.1942 starteten die Russen ein Großoffensive an der Eismeerfront. Nach und nach mussten immer mehr Einheiten der 2.GebDiv alarmiert werden, um die Vernichtung des Gebirgskorps Norwegen zu verhindern. Auch die Artilleristen mussten mit der Waffe in der Hand ihre Stellungen verteidigen, wenn der Feind vor ihnen durchgebrochen war. Nach zähem ringen konnte die sowjetische Offensive gestoppt werden, und in mehreren Gegenstößen die alten Stellungen wieder erreicht werden. Doch das Gebirgskorps Norwegen hatte große Verluste zu beklagen.
In den folgenden Jahren, entwickelte sich die Eismeerfront zum Stellungskrieg, die 2. und 6.GebDiv wechselten sich im Lizabrückenkopf ab und die 2.GebDiv hielt auch die Sicherungsfront im südlichen Abschnitt der Eismeerfront. Nachdem die 3.Batterie mit dem Gebirgsgeschütz 36 ausgerüstet wurde, erhielt auch Bernhard Nienhaus die Ausbildung dafür.
Am 20.04.1944 wird dem Obergefreiten Nienhaus das KVK 2.Klasse mit Schwerter verliehen. Doch wieder zieht ein unheilvolles Ereignis herauf. Am 07.10.1944 starteten die Sowjets eine nie dagewesene Großoffensive, die bereits am ersten Tag große Durchbrüche erzielte. Die I./GAR 111 lag zu diesem Zeitpunkt im Stellungsraum 2km östlich des "Isarlagers". Bereits am 07.10.1944 gingen fast alle Batterien des GAR 111, welche östlich der Titowka lagen verloren. Entweder wurden sie von den schnell vordringenden Sowjets niedergekämpft, oder sie konnten nicht mehr über die Titowkabrücke zurück und so mussten die Geschütze gesprengt werden, um nicht den Feind in die Hände zu fallen.
Leider sind im Wehrpass keine weiteren Eintragungen zum verblieb von Bernhard Nienhaus. Ist er im Oktober 1944 in Gefangenschaft geraten? Oder konnte er sich mit der 2.GebDiv kämpfend nach Norwegen zurückziehen? Falls ihm dies gelang wurde er zusammen mit der 2.GebDiv zur Jahreswende 1944/45 über Norwegen in das Reich verlegt. In Dänemark erhielt das GAR 111 neue Geschütze und wurde Ende Jänner 1945 an die Westfront in den Elsass verlegt. Hier musste das GAR 111 zum Teil im Direktbeschuss Panzer mit ihren Geschützen bekämpfen. Es folgen weitere Rückzugsgefechte um Trier, in der Saarpfalz bis die 2.GebDiv schließlich in Kössen in Tirol kapitulierte.
Schöne Grüße
Eismeerfront