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Kriegsende in meinem Heimatort

  • Hallo,


    um die Kategorie ein bißchen zu beleben, anbei mal ein
    kleiner Auszug aus der Dorfchronik meines Heimatortes.
    Quelle: http://www.schmidmühlen.de/KZ.html



    Ein Transport von KZ Häftlingen wird in Schmidmühlen befreit!


    Lotte Hannewald erinnert sich an die Ereignisse im April 1945


    Nur noch wenige Zeitzeugen in Schmidmühlen kennen die genauen Ereignisse, als im April 1945 mehrere Marschkolonnen von abgemagerter KZ- Häftlingen auf ihrem Todesmarsch durch Schmidmühlen getrieben wurden. Lotte Hannewald, damals knapp 20 Jahre alt und eben erst vom Arbeitsdienst nach Hause entlassen, erinnert sich noch genau an die grauenhaften Ereignisse von damals.


    Nur wenige Wochen nach dem Einmarsch der Amerikaner in Schmidmühlen hatte sie eine feste Anstellung bei der Gemeindeverwaltung gefunden. Durch ihre Tätigkeit bei der Gemeindeverwaltung war auch in den Folgejahren eng mit der Aufklärung und Dokumentation der Einzelschicksale vertraut. Sie führte damals für den kommissarisch eingesetzten Bürgermeister Johann Büchl den Schriftverkehr für die Behörden, Ämter und Vermisstensuchstellen.


    Lotte Roggenhofer, so ihr Mädchenname, verfasste auch mit Bürgermeister Johann Büchl jenen Bericht über den Zug der KZ- Häftlinge, der damals an die Behörden und Militärs weitergegeben worden ist. Hier ihre Worte: „Es war am 13. April 1945 in den Nachmittagsstunden, als sich eine lange Kolonne von abgemagerten Menschen, von Hohenburg kommend Schmidmühlen näherte. Die oft nur mühsam gehenden Menschen trugen gestreifte Anzüge und kamen angeblich aus den ehemaligen Lagern Hersbruck und Flossenbürg. Der traurige Zug wurde von schwer bewaffneten SS- Soldaten mit Hunden begleitet. Am Ende des Zuges fuhr ein Verpflegungsauto.


    Drei Marschkolonnen trafen in Schmidmühlen ein. Die ersten beiden Marschgruppen mit etwa 1000 Männern zogen im Vilstal weiter in Richtung Kallmünz, der letzte Zug mit etwa 230 abgemagerten und ausgemergelten Menschen blieb in Schmidmühlen zurück. Auf einer Wiese unweit des Friedhofes wurde Halt gemacht, da dieser Platz von den Führern als er geeignete erachtet wurde, weil dort auch die Lauterach vorbeifließt. Es wurden sofort Posten aufgestellt und jede Annäherung von Seiten der Zivilbevölkerung war strengstens verboten.


    In der ersten Nacht setzte starker Regen ein, weshalb sich ein großer Teil der Häftlinge in einem im Bereich der Lagerwiese stehenden Schuppen drängte. Ein Teil der Häftlinge belegte den oberen Teil dieses Holzgebäudes, wodurch eine Überbelastung eintrat. Das Gebälk brach zusammen und viele der am Boden liegenden Häftlinge kamen durch die herabstürzenden Balken zu Tode. Ein mächtiges Geschrei ertönte über das Lauterachtal und im Markt. Die Bevölkerung vernahm das Krachen von Gewehrschüssen, was für manchen Häftling den sicheren Tod bedeutete.


    Ein Teil der ums Leben gekommenen Häftlinge wurde auf dem Friedhof, und ein Teil auf der Wiese in der Nähe der Feldscheune durch ihre Kameraden unter absoluter Fernhaltung der Bevölkerung beerdigt. Auch während des Transportes wurden Häftlinge von den SS- Bewachern erschossen, die aber am Weg als Abschreckung liegen bleiben mussten, bis Angehörige der US Army ihre Bestattung veranlassten.


    Drei Tage vor dem Einzug der US Truppen in Schmidmühlen gelang einer Gruppe von drei Häftlingen die Flucht. Sofort wurde eine Suchaktion mit scharfen Hunden eingeleitet. Zwei Männer versteckten sich in der Schlucht des Kreuzbergfelsens, wo sie ein Hund aufstöberte und am Körper arg zurichtete. Diese beiden Häftlinge wurden in das Truppenübungsplatzgebiet bebracht und dort erschossen. Ihre Leichen wurden später ausgegraben und im Truppenübungsplatz Hohenfels, im Lagerfriedhof Nainhof- Hohenfels beigesetzt.


    Im Zuge der Besetzung Schmidmühlens durch die US Army am 23. und 24. April 1945 wurden die KZ- Häftlinge aus ihrem menschenunwürdigen Lager geholt und zum Teil in den Gasthof „Goldener Anker“ und im Schulhaus untergebracht. Unter den zurückgebliebenen KZ Häftlingen waren auch verschiedene Ausländer wie Polen, Belgier und Franzosen.


    Die Bevölkerung musste für die Verpflegung der Häftlinge aufkommen!



    Fast täglich von Tieffliegern attackiert


    Das Kriegsende in Schmidmühlen:


    Als Schwandorf bombardiert wurde, zitterten in Schmidmühlen Fenster und Türen


    Im April 1945 war das verbrecherische Naziregime am Ende. Amerikanische Truppen rückten auch in die Oberpfalz vor. Als Schwandorf bombardiert wurde, zitterten in Schmidmühlen Fenster und Türen. Auch in der Lauterachtalgemeinde fielen Bomben.


    Schon mehrfach waren in den ersten Apriltagen des Jahres 1945 Aufklärungsflieger der US Air Force über Schmidmühlen zu sehen gewesen. Es hatte fast täglich Fliegeralarm gegeben und die Bevölkerung suchte Schutz vor den nachfolgenden Jagdflugzeugen in den Kellern am Fuße des Kreuzberges, am Brunnlettberg und der Hohenburger Straße. Tiefflieger suchten systematisch nach lohnenden Zielen im Vils- und Lauterachtal. Zurückweichende Wehrmachtstrosse aber auch Flüchtlingswägen und die zivile Bevölkerung waren lohnende Angriffsziele für meist im Zweierverband fliegenden Jagdbomber der Amerikanischen Luftwaffe.


    Brunnmühle in Brand


    Wie auch der Schmidmühlener Heimatchronist Franz Xaver Eichenseer in seinen Aufzeichnungen festhielt, wurde am 11. April 1945 die Brunnmühle in Brand geschossen. Fast täglich wurde die Gegend rund um Schmidmühlen von Tieffliegern aus mit Bordwaffen attackiert. Auch dem Acker, wo heute die Wasserversorgungsanlage von Schmidmühlen steht, wurde der damals 63 jährige Johann Eichenseer (Hammerschmied) beschossen. Er konnte in größter Not noch eine Deckung erreichen. Dem Zimmerermeister Josef Vogl vom Weinberg schoss man eine Kuh am Wagen tot. Mit letzter Mühe gelang es ihm und seiner Frau im Straßengraben Deckung zu finden. Ein leerstehender Güterzug im Schmidmühlener Bahnhof war Ziel eines Tieffliegerangriffes.


    Schwere Bomben


    Schwere Bomben wurden hinter dem Schmidmühlener Kreuzberg bei Fischereis und am Schlößlberg Richtung Adertshausen abgeworfen, Bomben die aber eigentlich für den Ortskern bestimmt waren. Auf der Hohenburger Straßen ging ein Munitionswagen in Flammen auf. Ein Soldat und die beiden Pferde wurden dabei getötet. Einige fünf- Zentner Bomben lagen noch mehrere Jahre nach Kriegsende im Waldgebiet am Schlößlberg, bevor sie entschärft wurden.


    Als am 17. April 1945 Schwandorf bombardiert wurde, konnte man von Schmidmühlen aus die „Christbäume“ sehen, mit denen vorausfliegende „Scouts“ die Ziele markierten. Stundenlang erfüllte das tiefe Brummen der anfliegenden Bomberverbände die Luft. Als in der Stadt die ersten Bomben explodierten, klirrten selbst im zwanzig Kilometer entfernten Schmidmühlen Fenster und Türen, so heftig waren die Detonationen. Die Zivilbevölkerung hatte vorsorglich die zugewiesenen Luftschutzkeller aufgesucht.


    Division Honvet


    Am 22. April 1945 wurde von deutschen SS- Soldaten die Eiserne Brücke zur Sprengung vorbereitet, von Pionieren wurde bei der Oberen Mühle eine Panzersperre errichtet. Die letzten Truppen vor der Besetzung Schmidmühlens durch die Amerikaner am frühen Morgen des 24. April waren ungarische SS Angehörige der Division „Honvet“, die aber auf Grund eines Befehls Richtung Burglengenfeld abzogen um die Naablinie zu verteidigen.


    Viele Schmidmühlener erlebten die Besetzung ihres Heimatortes in den Felsenkellern am Kreuzberg und den Bierkellern am Brunnlettberg.


    Die ersten Panzerwagen


    Von Winbuch her kamen am Morgen des 24. April 1945 die ersten amerikanischen Panzerwägen in Richtung Schmidmühlen gerollt, nachdem schon in der Nacht erste Feindannäherungen im Markt zu hören gewesen waren. In einigen versteckt gelegenen Gärten sah man in der Nacht Feuer auflodern, in denen örtliche Nazis noch schnell ihre Parteirelikte in die Flammen warfen.


    „Büchl - ein mutiger Mann"


    Der damalige Feuerwehrkommandant und spätere Bürgermeister Johann Büchl stand vor den ersten Häusern an der Hohenburger Straße und winkte mit einer weißen Fahne den anrückenden Amerikanern zu. Er wurde auf den Spitzenpanzer neben das Maschinengewehr gezerrt, um die schweren Fahrzeuge durch Schmidmühlen zu schleusen. Von der Brücke in Harschhof wurde die Panzerspitze vom Harschhoffelsen aus beschossen, doch nach kurzem Anhalten wurde die Brücke in schnellem Tempo überfahren, dass das Brückengeländer nur so durch die Luft wirbelte. Johann Büchl durfte erst wieder auf der Vilstalstraße beim Sternwirtskeller den Panzer verlassen und über den Vilssteg konnte er in dem Markt zurückkehren, der mittlerweile von amerikanischen Soldaten besetzt worden war.


    Kein großer Widerstand


    Militärisch gesehen gab es in Schmidmühlen keinen großen Widerstand, nur ein paar Fanatiker der Hitlerjugend gaben noch ein paar Gewehrschüsse vom Kreuzberg aus ab. So endete der zweite Weltkrieg für Schmidmühlen und seine 227 KZ- Häftlinge, die in den letzten Kriegstagen bei ihrem Todesmarsch von Hersbruck her kommend auf der Lauterachwiese in ein menschenunwürdiges Lager gesperrt waren, bis sie am 24. April von amerikanischen Soldaten befreit wurden.

  • Nach dem Kriegsende


    Die Schmidmühlener Zeitzeugin Lotte Hannewald erinnert sich: „Es waren damals harte Zeiten für Bürgermeister Johann Büchl, der oft nicht wusste, wie er die von den Amerikanern angeforderte Verpflegung und Lebensmittel für die in Schmidmühlen untergebrachten Häftlinge und Kriegsgefangenen aufbringen sollte. Decken, Matratzen und Bekleidung mussten von der Bevölkerung gestellt werden.


    Infolge der Nahrungsumstellung verstarben sieben Häftlinge im Schulhaus. Kranke Häftlinge wurden auch in das inzwischen im Truppenübungsplatz Hohenfels eingerichtete Krankenhaus gebracht und behandelt. Das Schulhaus in Schmidmühlen wurde in kurzer Zeit derart verunreinigt, dass die Amerikaner den Abtransport der Häftlinge und anderer frei gekommener Kriegsgefangener in das Lager Nainhof- Hohenfels veranlasst haben.


    Im Gasthof „Goldener Anker fand man die gesamte Haus- und Gaststätteneinrichtung zertrümmert, teilweise wurde sie entwendet und veräußert. Die Bevölkerung hat trotzdem Ruhe bewahrt, sodass es nicht zu den befürchteten Ausschreitungen kam. Dies sei auch darauf zurückzuführen gewesen, dass der damalige Bürgermeister Johann Büchl Hilfe bei der Militärpolizei Sicherheitskräfte anforderte, die dann täglich Kontroll- und Streifgänge im Markt machten.


    Wegen Infektionsgefahr wurden alle Gegenstände von den beiden Gendarmeriebeamten Steinkirchner und Wiesbeck auf Anweisung der Amerikaner auf Wägen verladen und außerhalb von Schmidmühlen vom Gemeindediener Hartl verbrannt.


    Außerdem gab es noch 350 Flüchtlinge aus dem Sudetenland und aus Schlesien, die in Schmidmühlen unterzubringen waren. Im Truppenübungsplatz wurde zwar von den Amerikanern ein Polensammellager errichtet. Von dort aus wurde in den kommenden Monaten die ganze Gegend verunsichert. Die Polen hatten sich Waffen organisiert und plünderten in der ganzen Gegend, da sie sonst keiner Beschäftigung nachgingen. So wurde Anfang Mai 1945 die Einöde Ofen von zehn bis fünfzehn bewaffneten Polen überfallen und ausgeplündert.


    Bei der Besetzung von Schmidmühlen durch die Amerikaner sind um folgende Soldaten gefallen: Ein Soldat aus Eppenschlag bei Passau, ein Soldat beim Schlößlberg, ein Hauptmann Wezel und ein Unteroffizier Baader am Weg zwischen Pilsheim und Eglsee, zwei Soldaten bei Fischreis an der Straßen nach Hohenfels- Bergheim und ein Soldat in Winbuch. Diese Soldaten wurden im Friedhof begraben, später exhumiert und im Friedhof Vilshofen in Niederbayern bestattet.

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