Hallo !
Auch wenn dem Ein oder Anderen die Wörter "Österreich" und "Kriegsmarine" in einem Satz befremdlich vorkommen mag ,dennoch ,zu Beginn des
1. Weltkrieges besass Österreich-Ungarn die sechstgrösste Kriegsmarine der Welt.
Hält man sich vor Augen ,dass die Küste des heutigen Kroatien damals Teil der K.u.K. Monarchie war ,wird einem bewusst ,dass Österreich Ungarn als Mittelmeeranrainer einen hohes Maß an Interesse hatte ,seine Küsten zu schützen und seine Interessen auf dem Balkan ,auch zur See,zu vertreten.
Recht früh ,schon 1910 , begann sich die K.u.K. Kriegsmarine für die Seefliegerei zu interessieren und man begann mit dem Aufbau
von Seefliegerstationen und der Ausbildung von Piloten.
So standen Ihr zu Kriegsbeginn 25 Piloten sammt Maschinen zur Verfügung.
Waren es zu Beginn Aufklärungsflüge ,welche zur Aufgabe der Flugboote gehörten,wurden sie bald zu Bombenangriffen auf Schiffe und Häfen und sogar zur "Luftjagdt" eingesetzt.
Eine der schillernsten Figuren der K.u.K. Seeflieger war wohl der Linienschiffsleutnant Gottfried von Banfield ,welcher es mit seinen Flugboot !!! zu 21 Feindabschüssen brachte und mit dem Ritterkreuz des Militär Maria-Theresien Orden ausgezeichnet wurde.
Im Laufe des Krieges wurde die Flugboottruppe immer weiter ausgebaut und die Einsätze beschränkten sich nicht mehr nur auf den Schutz der Küste ,sondern es wurden sogar ,im Rahmen der Iszonsoschlachten, von Triest aus Angriffe weit ins Hinterland geflogen.
Aufgrund der geringen Fluggeschwindigkeit der Flugboote und den ,von Natur aus gegebenen "metereologischen " Bedingungen eines Einsatzes an der Küste und über See ,waren die Verluste dieser Truppengattung verhältnismässig hoch.
Wer sich mit dem Thema tiefgehender befassen möchte ,sei dieses Buch genannt:
"Die K.u.K. Seeflieger" von Peter Schupita ,Bernard&Graefe Verlag 1983,
ISBN:3763754261
und dieser Link: http://www.kuk-kriegsmarine.at/
Ich möchte hier aus meiner Sammlung den Nachlass eines "Beobachtungsoffiziers" auf einen dieser Seeflieger vorstellen.
Er kam erst 1917 zu den Seefliegern und flog vom 19.8. bis zum 29.10.1917
insgesammt 19 nachvollziehbare Kampfeinsätze.
Unter anderen gegen das Arsenal in Venedig und italienische Stellungen an der Iszonsofront.
In dieser Zeit erwarb er sich zuerst die große Silberne Tapferkeitsmedaille und kurze Zeit später die "Kleine Silberne" (es gab keine Rangfolge in der Verleihung der Klassen ,wie man sie im Dt.Reich kennt).
Leider hat er von diesen Auszeichnungen recht wenig gehabt ,da er ,bevor diese zur Verleihung kamen ,am 29.10.1917 bei Torre Ziumo abgeschossen wurde und in italienische Gefangenschaft geriet.
Den Absturz hat er in seinem Tagebuch recht bildhaft beschrieben ,bei welchem sein Pilot die Maschine in einem Schilffeld eines Seitenarms des Tagliamento zu "Bruch" setzte .
Dass Pilot und Beobachter diesen Abschuss nur mit einer Platzwunde und mehreren Prellungen überstanden ,zeigt das hohe Maß an fliegerichen können des Piloten (oder ihrem unglaublichen Glück).
Interessanterweise wird die Besatzung bis heute !!! als "gefallen" geführt.
Obwohl mehrere Belege in den Nachlass vorhanden sind ,dass seine Einheit über seine Gefangennahme durch die Italiener gewusst haben müsste.(Kriegsgefangenenpostkarte an seine Mutter),wurde in seinem Personalakt der Eintrag "gefallen " nie abgeändert.
Selbst in einer Militärdienstbestätigung aus den 30er Jahren wird der Hinweis auf den Personalakt mit dem Zusatz"dort als gefallen geführt" versehen.
Nach der Auflösung der K.u.K. Kriegsmarine im Jahr 1918 wird wohl auch kein grosses Interesse mehr an der Weiterführung der Akten bestanden haben ,wenn diese überhaupt vollständig in Wien eintrafen.
Ein Gutes hatte jedoch die Gefallenenmeldung.
Da es bei den K.u.K. Streitkräften üblich war ,dass Auszeichnungsanträge und Verleihungen bei einer Gefangennahme "auf Eis gelegt" wurden ,um zu klären ob der zu Beleihende schuldhaft in Gefangenschaft geriet und somit verleihungsunwürdig war ,konnte sich unser Soldat nach dem Kriege an seinen "posthum" verliehenen Tapferkeitsmedaillen erfreuen.
Ich hoffe ich konnte einen kleinen Einblick in diese "exotischen" Truppengattung geben und bedanke mich für das geduldige Lesen.
Viele Grüße ,Werner