Hallo!
Inspiriert durch Turtle wollte ich kurz einen kleinen Artikel zur Verleihungspraxis der preußischen Krieger-Verdienstmedaille in der K.u.K. Armee schreiben.
Es gibt wenige Auszeichnungen , über die soviel Unsinn und Halbwissen verbreitet wird , wie über diese kleine Medaille.
Dies liegt zum einen daran , daß sie oft verwechselt wird ,nämlich mit dem (größeren) Militär-Ehrenzeichen zweiter Klasse und der von Kaiser Wilhelm II als "Reichsauszeichnung" gestifteten Tapferkeitsauszeichnung für farbige Soldaten der Schutztruppe , fataler Weise ebenfalls "Kriegerverdienstmedaille" genannt (der Unterschied in der ersten Klasse dieser Auszeichnung liegt darin , daß diese ein Portrait Kaiser Wilhelms II trägt ,statt des Chiffres "WR").
Des weiteren liegt es an der relativen Seltenheit.
Wenn man sich vor Augen hält , daß das gute Stück "nur" 7123 mal ( Quelle: Peter Steiner :Heldenwerk 1914-18 , Seite 15) an K.u.K. Soldaten verliehen wurde , ist die Relation zu einem bis 1945 ca. 7900 mal verliehenen "Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes" , durchaus gegeben.
Gestiftet wurde die Krieger-Verdienstmedaille etwa 1835 ,da keine Stiftungsurkunde vorliegt , kennt man das genaue Datum nicht.
Die Vorderseite trug damals das Chiffre "FW III". Schon damals war es eine Auszeichnung für "Ausländer" , also nichtpreußische Soldaten.
1872 änderte man das Chiffre in "WR".
Die Medaille wurde weiterhin an Nichtpreußen verliehen und bis zu Einführung der Tapferkeitsauszeichnungen für farbige Soldaten in der Schutztruppe 1892 , auch an diese.
Im ersten Weltkrieg traf man , was den Ordenstausch und die gegenseitige Verleihung von Auszeichnungen angeht , mit dem K.u.K. Reich ein "Gentlemen-agreement" , was besagte , daß das EK II nur an K.u.K Offiziere zu verleihen sei und Unteroffiziere und Mannschaften die "preußische" Kriegerverdienstmedaille zu erhalten haben.
Man beachte , daß die ursprünglich preußische Auszeichnung nun inoffiziell zu einer Reichsauszeichnung "befördert" wurde , so wie das Eiserne Kreuz.
Da die Medaille in einem , dem Eisernen Kreuz ähnlichen Band verliehen wurde und auch so getragen wurde (Band durchs Knopfloch) , war die Medaille durchaus nicht unbeliebt.
Dennoch wurde diese Auszeichnung nicht häufig verliehen.
Eine Gegenüberstellung zeigt dies:
EKII an K.u.K Offiziere 1914-1918 : 7478
KVM an K.u.K. Uffz. u. Mannschafften 1914-1918 : 7123
Ein Blick in das Goldene Buch der Tapferkeit (Träger der österr. Goldenen Tapferkeitsmedaille) offenbart , daß häufig Träger der österr. Goldenen Tapferkeitsmedaille in Genuß der KVM kamen , sozusagen als "Belobigung" durch den Bündnisparntner .
Des weiteren fanden Verleihungen der KVM statt , wenn K.u.K. Soldaten oder deren Truppenteile direkt deutschen Verbänden unterstellt waren , und diese so von deren "Tapferkeitstaten" erfuhren und diese belohnten.
Die KVM wurde ebenfalls an Unteroffiziere und Mannschaften der Verbündeten Bulgaren und Osmanen verliehen.
Genaue Verleihungszahlen liegen hier leider nicht vor , sie dürften aber nur marginal sein.
Da ich glücklicherweise drei Nachlässe von österr. KVM Trägern Besitze kann ich anhand der Urkunden schön belegen , daß Verleihungen dieser Medaille so selten vorkamen , daß die mit der Verleihung beauftragten Dienststellen so ihre Probleme hatten.
A: scheint es keine Vordrucke gegeben zu haben ,da man Vordrucke des Eisernen Kreuzes nahm (Bild 3) ,oder Urkunden mit Lückentext verwendete (Bild 1)
B: Kam es bei der korrekten Bezeichnung der Medaille schon damals zu Mißverständnissen , da eine "deutsche" Krieger-Verdienstmedaille
(Bild 2)nicht existierte und hier auch nicht die Auszeichnung für Farbige gemeint sein konnte.
Ich hoffe ich konnte ein wenig Licht in die Sache bringen und stehe für Fragen zu dem Thema jederzeit bereit.
Viele Grüße , Werner