Guten Abend Freunde im Forum,
heute möchte ich Euch das Dokumentenkonvolut des ehemaligen Gefreiten Rudolf Schmitz vorstellen. Dieser wurde am 25.3.1916 in Solingen geboren, war ein verheirateter Kaufmann und lebte mit seiner Frau und zwei Kindern Ende 1945 in Solingen. (Diese persönlichen Daten konnte ich seinem Entlassungsschein aus der Kriegsgefangenschaft entnehmen).
Da ich diese Dokumente ohne Soldbuch/Wehrpass oder Wehrstammbuch erhielt, kann ich keine Angaben zu seinem Diensteintritt in die Wehrmacht oder zu seiner Ausbildung machen.
Sein militärischer Werdegang lässt sich anhand der Dokumente wie folgt skizzieren:
Im Jahre 1938 nahm er als Schütze der 2. Komp./MG-Bataillon 6 am Einmarsch in Österreich teil. Das Bataillon war der oberpfälzischen 10. Infanterie-Division/Wehrkreis XIII unterstellt. Die dafür verliehene Erinnerungsmedaille wurde ihm laut Urkunde am 8.11.1938 verliehen. Die Unterschrift „Meissner“ auf der Urkunde ist Faksimilie und nicht Original. Ob der Schütze Schmitz am Feldzug gegen Polen teilnahm, ist aus den Unterlagen nicht ersichtlich.
Als Schütze wurde ihm am 25.6.1940, mit dem Ende des Feldzuges gegen Belgien und Frankreich, das „Deutsche Schutzwallehrenzeichen“ verliehen. Diese Verleihung erfolgte durch das MG-Bataillon 6 (siehe Dienstsiegel). Der Urkundenvordruck trägt im Text die Dienststelle „Der Befehlshaber im Wehrkreis XIII“. Die Unterschrift von General der Art. von Cochenhausen ist gedruckt, die Urkunde trägt die originale Tinten-Unterschrift von Major Kurt Plagemann, dem Kommandeur des MG-Bataillons 6.
Dem Grenadier Rudolf Schmitz wurde am 8.3.1943 für seine am 10. 1.1943 erlittene einmalige Verwundung das Verwundetenabzeichen in Schwarz verliehen. Als Truppenteil ist angegeben: Dienststelle Feldpostnummer 05576. Diese Feldpostnummer war zugeteilt dem I. Btl./Gren.Rgt. 436 der 132. Infanterie-Division (Wehrkreis VII). Zum Zeitpunkt seiner Verwundung war das Regiment im Kampfraum Leningrad eingesetzt. Das Besitzzeugnis wurde im Reserve-Lazarett Marienwerder ausgestellt. Es trägt die Unterschrift eines Oberstabsarztes und Chefarzt. Lesen kann ich den Namen leider nicht. Aus den mir vorliegenden Unterlagen ist leider nicht ersichtlich, ob Rudolf Schmitz in der Zeit von Juni 1940 bis Dezember 1942 ununterbrochen Angehöriger der Wehrmacht war, oder eventuell aus beruflichen Gründen „uk“ (=unabkömmlich) gestellt oder aus privaten Gründen zurückgestellt wurde. Das in der bisher beschriebenen Zeit keine einzige Beförderung erfolgte, ist auffällig.
Am 2.9.1944 wurde dem Grenadier Rudolf Schmitz als Angehörigem der 2. Komp./Gren.Rgt. 61 das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen. Die Urkunde wurde unterzeichnet von Generalleutnant von Rappard (Träger des Ritterkreuzes mit Eichenlaub). Die Division war zum Verleihungszeitpunkt und in den Wochen davor im Kampfraum Bug/Narew im Mittelabschnitt der Ostfront eingesetzt. Mit Schreiben vom 13.9.1944 teilt die Einheit Feldpostnummer 05310 (= Sanitätskompanie 500) der Dienststelle Feldpostnummer 20587 (= Stab und I. Btl./Gren.Rgt. 61) mit, das ein EK2. Klasse und die dazugehörige Urkunde für den Grenadier Schmitz zurückgesandt wurden. Der Grenadier Schmitz wurde von der Sanitätskompanie 500 bereits in ein nicht bekanntes Lazarett verlegt. Dieses Schreiben im Querformat DIN 5 wurde unterzeichnet von einem Stabsarzt und Chefarzt i.V. (= in Vertretung). Interessanterweise wurde die Rückseite dieses Schreibens vom Kompanie-Hauptfeldwebel als handschriftlicher Brief an die Heimatanschrift von Rudolf Schmitz verwendet. Auch in diesem handschriftlichen Brief geht es um die Übersendung des EK 2. Klasse, der dazugehörigen Urkunde und der Beförderungsverfügung zum Gefreiten für Rudolf Schmitz.
Am 15.9.1944 wurde dem Gefreiten Rudolf Schmitz, Angehöriger der 2. Komp./Gren.Rgt. 61 das Infanteriesturmabzeichen in Silber verliehen. Unterzeichnet wurde das Besitzzeugnis von Oberst Weber, Kommandeur des Gren.Rgt. 61 (Träger von Ritterkreuz mit Eichenlaub, später: Generalmajor). Dazu erhalten geblieben ist ein Übersendungs-Schreiben des Kompanie-Hauptfeldwebels vom 1.10.1944, Format: ca.10x14cm.
Am 28.10.1944 wurde dem Gefreiten Rudolf Schmitz für seine am 31.8.1944 erlittene drittmalige Verwundung das Verwundetenabzeichen in Silber verliehen. Zum Zeitpunkt dieser dritten Verwundung war das Gren.Rgt. 61 noch im Bereich Bug/Narew im Mittelabschnitt der Ostfront eingesetzt, bevor es sich zum Jahresende nach Westpreußen zurückzog. Bei diesem Besitzzeugnis handelt es sich um ein Standardformular, dass im Flottenlazarett Swinemünde ausgestellt wurde. Unterzeichnet hat es der damalige Flottenarzt und Chefarzt des Lazaretts Dr. Just.
Das weitere Schicksal von Rudolf Schmitz kann ich nur vermuten: Swinemünde wurde am 5.5.1945 von den Truppen der Sowjetunion besetzt. Da der Entlassungsschein von Rudolf Schmitz am 5.6.1945 von Captain Elmar W. Grimes, Cap. S 3, unterzeichnet wurde, konnte Rudolf Schmitz Swinemünde wohl noch vorher Richtung Westen verlassen. Aufgrund der Verletzungen von Rudolf Schmitz, die in seinem Entlassungsschein vermerkt wurde, ist er nach dem Aufenthalt im Flottenlazarett Swinemünde wohl von einer weiteren Frontverwendung verschont geblieben.
Leider besitze ich kein Foto und keinen Ausweis (Soldbuch oder Wehrpass) des ehemaligen Gefreiten Rudolf Schmitz. Möglicherweise ruhen diese Dokumente aber noch in irgendeiner Sammlung, denn die beiden Urkunden, EK 2 und Infanteriesturmabzeichen, mit den beiden Übersendungs-Schreiben, habe ich bereits seit über 10 Jahren in meiner Sammlung. Alle anderen hier vorgestellten Dokumente konnte ich vor wenigen Wochen in einem englischsprachigen Forum aus Lettland erwerben.
Wenn es noch Fragen zu den Dokumenten gibt oder Ihr Informationen über den Gefreiten Rudolf Schmitz habt, würde ich mich sehr freuen.
Jetzt zu den Scans:
Es grüßt Euch – Armin.