Servus,
heute darf ich Euch den Wehrpass von Johann Vogel, welcher bei der Schlächterei-Kompanie 67, der 2.GebDiv, gedient hat vorstellen.
Johann Vogel wurde am 29.10.1913 in Lustenau, Vorarlberg geboren. Er erlernte das Metzgerhandwerk und legte 1937 die Gesellenprüfung ab. Am 23.02.1939 wurde Johann Vogel im WBK Bregenz als kv gemustert und für eine Kurzausbildung ausgehoben. Am 15.05.1939 wurde Johann Vogel zur 3.(E.G.J.)/GJR 137 nach Saalfelden einberufen, hier machte er seine Kurzausbildung zum Gebirgsjäger, an den Waffen k98 und dem lMG 34, eine Verwendung als MG-Schütze ist auch im Wehrpass eingetragen. Mit 11.07.1939 wird der Jäger Vogel zur 2./GJR 136 nach Innsbruck versetzt und dient hier noch bis zum 14.08.1939, im Anschluss wird er aufgrund des Dienstzeitende aus der Wehrmacht entlassen.
Doch der Abstecher zurück in das Zivilleben währt nur kurz, mit Beginn des Polenfeldzuges erfolgt für Johann Vogel erneut die Einberufung. Am 05.09.1939 rückte er zur 3./Geb.Jäg.Ers.Btl. 137 nach Salzburg ein. Nach weiterer Ausbildung wird er mit 07.02.1940 zur Fronttruppe versetzt, in seinem Falle die 1./Geb.Jäg.Feld-Ers.Batl. 67, der 2.GebDiv. Die Division lag zu dieser Zeit an der Westfront im Moseltal und schütze die Grenze. Hier wurde Johann Vogel auch am 27.03.1940 zum Schlächterei-Zug (mot) 67 versetzt, nun konnte er in seinem erlernten Beruf seinen Dienst in der Wehrmacht leisten. Mit dem Schlächterei-Zug (mot) 67 nahm er ab Ende April 1940 am Norwegenfeldzug teil und machte den Vormarsch von Drontheim bis Bodö mit. Nach glücklich überstandenen Feldzug verblieb die Division in Nordnorwegen zum Küstenschutz. Am 11.08.1940 wird Johann Vogel zum Gefreiten befördert. Am 29.06.1941 begann auch im hohen Norden der Eismeerfront der Überfall auf die Sowjetunion. Im finnischen Petsamogebiet wird die mittlerweile zur Schlächterei-Kompanie 67 umbenannte Einheit von Johann Vogel eingesetzt, hier weit nördlich des Polarkreises produzieren die Fleischer der Division, dringend benötigte Fleischwaren, Würste, etc. für die kämpfenden Truppen. Während die Gebirgsjäger-Regimente der 2.GebDiv an der Titowka und Liza die sowjetischen Verteidiger zurückdrängen, zieht die Schlächterei-Kompanie 67 in Salmijärvi ein. Am 26.08.1941 wird dem Gefreiten Vogel das KVK 2.Klasse mit Schwerter verliehen.
Nachdem im Herbst 1941 der Vormarsch auf Murmansk zum erliegen kam, wurde die Eismeerfront zum Stellungskrieg und für Johann Vogel blieb der Dienst bei der Schlächterei-Kompanie gleich. Die Metzger schlachteten auch ausgeschiedene Zug- und Tragtiere sowie ausgeschiedene Rentiere welche ein bewährtes Transportmittel im Hohen Norden waren. Trotz der oft schwierigen Versorgungslage mit Tiefkühlfleisch und Gewürzen konnte der Truppe eine Vielzahl an qualitativen Würsten ausgegeben werden, welche durch eine Belobigung durch den Divisionskommandeurs wertgeschätzt wurde.
Am 01.09.1943 wird Johann Vogel zum Obergefreiten befördert und am 01.11.1942 wurde ihm die Ostmedaille verliehen.
Während seines vierten Polarwinters ereignete sich ein tragisches Geschehen welches Johann Vogel in den Freitod trieb, welches ich nun kurz erläutern möchte.
In der Nacht vom 25. auf den 26.12.1943 wird der Obergefreite Johann Vogel in Salmijärvi bei einem Vergehen nach §175 RStGB ("Unzucht wieder der Natur") betreten. Wie es im Bericht des Divisionsgericht heißt, begann er darauf hin, wohl aus Angst vor der einzuleitenden Untersuchung, um 07:30 Uhr des 26.12.1943 Selbstmord durch erschießen mit seinem Gewehr.
Wo Johann Vogel begraben ist, konnte ich nicht zweifelsfrei klären, Selbstmörder wurde an der Eismeerfront in der Regel auf dem "Sonderfriedhof Petsamo" am Ostufer des Petsamojokki bestattet. In seinem Wehrpass wurde lediglich eingetragen, dass er am 26.12.1943 gestorben sei.
Dies war nun die Vorstellung des tragischen Schicksals von Johann Vogel. Für mich als Sammler der 2.GebDiv in zweierlei Hinsicht ein höchst spannendes Dokument, einmal sein Einsatz bei der Schlächterei-Kompanie 67, andererseits sein tragischer Freitod im Winter 1943/44. Auf jeden Fall ein Dokument welches man nicht täglich findet.
Schöne Grüße aus Tirol
Austria12