Guten Abend Freunde im Forum,
heute möchte ich Euch das Dokumentenkonvolut des ehemaligen Unteroffiziers Johann Waas des Gren.Rgt. 61 vorstellen. Dieses Konvolut besteht leider nur aus den sieben Verleihungsurkunden zu denAuszeichnungen und seinem Entlassungsschein aus der Kriegsgefangenschaft, so dass ich seinen militärischen Werdegang nur anhand dieser Unterlagen rekonstruieren kann. Vieles bleibt somit Spekulation. Trotzdem finde ich dieses Konvolut für meine Sammlung sehr interessant und wichtig. Noch einmal "Danke" an den Überlasser!
Johann wurde am 4.11.1920 geboren. Daher denke ich, wurde er erst gegen Ende 1940 eingezogen bzw. eine eventuelle Freiwilligenmeldung berücksichtigt. Ich vermute das deswegen, da er bei Beendigung des Frankreichfeldzuges erst 19 Jahre alt war. Nach Beendigung des Frankreichfeldzuges erfolgte eine Heeresverminderung mit der Auflösung diverser Divisionen. Erst gegen Ende 1940 erfolgte eine neue Mobilmachung. Im Wehrkreis VII, München, u.a. mit der Erstellung der Inf.Div. 167, 137, leichte 97. u.a.; diese Aufstellungen erfolgten u.a. aus Abgaben der 7. Inf.Division, die natürlich ersetzt werden mussten.
Nun zu den Verleihungsurkunden/Besitzzeugnissen des Johann Waas:
1. Verwundetenabzeichen in Schwarz
für eine einmalige Verwundung am 7.9.1941; das Regiment durchlebte zu dieser Zeit Abwehrkämpfe an der Dessna (alle Verwendungen des Regiments entnahm ich den Aufzeichnungen des letzten Kommandeurs, Oberstleutnant Nagerl bzw. der Divisionschronik von Herrn Hertlein); Besitzzeugnis unterzeichnet durch Major Frosch (verstorben 1941)
2. Infanteriesturmabzeichen in Silber
verliehen am 15.1.1942; interessanterweise unterzeichnet Major Fink, der Bataillons-Führer für die Richtigkeit; als Regimentsführer ist genannt der Hauptmann Langbein; diesen wiederum finde ich in den Aufzeichnungen und Ranglisten von 1940 und 1941 nicht. Major Fink ist Träger des Dt. Kreuzes in Gold.
3. Eisernes Kreuz 2. Klasse
verliehen am 12.11.1941; zu dieser Zeit gab es bei der 7. ID offenbar keine offiziellen Verleihungsurkunden mehr; in diesem Fall erfolgte die Ausstellung der Urkunde am 15.4.1942 mit der Originalunterschrift des damaligen Divisionskommandeurs Generalmajor Jordan (Träger des Ritterkreuzes mit Eichenlaub und Schwertern); in meiner Sammlung gibt es mehrere andere Konvolute mit EK-Verleihungen ab Oktober 1941, die erst mit Urkunde April 1942 bestätigt wurden. Gelegentlich gab es „Vorläufige Verleihungsurkunden“ meist maschinengeschrieben oder hektographiert. Das gegen Ende 1941 die offiziellen Vordrucke für EK-Verleihungen bei der Division ausgegangen sind, ist mir durch mehrere Aussagen von Offizieren anlässlich der Divisionstreffen bestätigt worden.Die Verleihung an Johann Waas erfolgte offensichtlich für seine Leistungen bei den Kämpfen um Woronesch und den Vormarsch aufMoskau.
4. Verwundetenabzeichen in Schwarz
verliehen am 23.5.1942 für eine einmalige Verwundung am 26.11.1941. Zu diesem Zeitpunkt kämpfte das Inf.Rgt. 61 westlich des Stadtrandes von Moskau. Die Urkunde wird ebenfalls durch Major Fink als Bataillonsführer unterzeichnet. Ob mit der Urkunde auch ein Lazarettaufenthalt verbunden ist, ist nicht ersichtlich.
5. Eisernes Kreuz 1. Klasse
verliehen am 22.7.1942 als Angehöriger der 2. Kompanie des Inf.Rgt. 61. Herr Waas ist auch bei dieser Verleihung immer noch Gefreiter. Seine Tapferkeit ist offenbar unbestritten, scheinbar ist man jedoch bei seiner Einheit davon überzeugt, dass es Ihm an Führungseigenschaften, die als Unteroffizier unabdingbar sind, fehlt.Heute würde man vermutlich sagen, es fehle an der „sozialen Kompetenz“; auch diese Urkunde unterzeichnet Generalmajor Jordan.
6. Verwundetenabzeichen in Silber
auch hier wieder für eine einmalige Verwundung verliehen. Diese erfolgte am 20.8.1942. Das Regiment befand sich in den Stellungskämpfen im Raum Gshask. Dieses Besitzzeugnis wurde unterzeichnet durch den Hauptmann Heinrich Müller, Träger des Dt. Kreuzes in Gold. Johann Waas ist immer noch Gefreiter.
7. Verwundetenabzeichen in Gold
verliehen für seine sechsmalige Verwundung am 28.10.1943; zu diesem Zeitpunkt kämpfte das Regiment vom Raum Gomel zu den Pribjet-Sümpfen; das Besitzzeugnis wurde unterzeichnet durch Hauptmann Hermann Hoffmann, Träger des Dt. Kreuzes in Gold; Johann Waas wurde mittlerweile zum Unteroffizier befördert. Als Einheit wird die 1. Komp./Gren.Rgt. 61 (Streil) genannt. Und damit ist diese Urkunde mein erstes Belegstück für die Benennung der Kompanie mit dem Ehrennamen!
Laut Divisionschronik gab es bei jedem der drei Grenadierregimenter eine Kompanie mit einem Ehrennamen. Dies waren:
Grenadier-Regiment 19: Stoßgruppe Vohburger (=7. Komp. GR 19), benannt nach dem ehemaligen Kompanieführer, Hauptmann Hans Vohburger, Ritterkreuzträger
Grenadier-Regiment 61: Streil-Kompanie (= 1. Kom./Gren.Rgt. 61), benannt nach dem ehemaligen Kommandeur des Inf.Rgt. 61, Oberst Ludwig Streil, Ritterkreuzträger
Grenadier-Regiment 62: Eingreif-Kompanie „Ritter“ (aufgestellt am 1.10.1944) und benannt nach Major Georg Ritter, Ritterkreuzträger und Bataillonskommandeur im IR 62
Johann Waas kam nach dieser letzten Verwundung offenbar nicht mehr zu einem Fronteinsatz. Dieser letzten Verwundung verdankte er wahrscheinlich, dass er den 2. WK überlebte.
Die Schwere dieser Verwundung ist aus dem Entlassungsschein aus der Kriegsgefangenschaft ersichtlich.
Wie meistens, so auch hier eine Bitte: dieses Konvolut hatte offenbar mehrere Besitzer – vielleicht weiß einer von Euch, ob es irgendwann einmal geteilt wurde oder wo sich eventuell Fotos/Ausweise oder andere Dokumente von Johann Waas befinden. Eine PN wäre eine tolle Sache.
Jetzt zu den Dokumenten und wenn es irgendwelche Verbesserungsvorschläge gibt, immer her damit.
Es grüßt Euch Alle – Armin.
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