Mich hat der Text in einem Gestellungsbefehl aus dem Jahr 1917 fasziniert, ein wenig persönliches Schicksal drum herum schadet aber auch nicht.
Andreas Kohl aus Aachen meldet sich im April 1916 zur Landsturmrolle an, zu diesem Zeitpunkt 17 Jahre und 3 Monate alt. Er ist Nadler, so wie sein Vater: Nadler
Kohl Landsturmrolle Anmeldung K.jpg
Mit Datum 1. April 1917 erhält er einen Gestellungsbefehl. Auch wenn es sich offensichtlich nicht um einen Aprilscherz handelt, könnten Teile des Textes doch darauf hinweisen:
Kohl Gestellungsbefehl 01 K.jpg
Transkription:
Gestellungsbefehl
Sie haben sich am 18.April 1917 pünktlich 8 Uhr vormittags, im Gesellschaftshause, Pontstraße 56 hier, gehörig gereinigt und in reiner Wäsche persönlich zur Aushebung einzufinden. Dieser Schein ist mitzubringen.
Aachen, den 1. April 1917
Der Zivilvorsitzende der Ersatz-Kommission des Aushebungsbezirkes Aachen Stadt.
Was soll man nur davon halten: "... gehörig gereinigt und in reiner Wäsche..."
Am 18.4.1917 wird er sofort nach der Aushebung mit einem Urlaubspass nach Aachen beurlaubt:
Am 18.6.17 tritt er seinen Dienst beim I. Ers.Batl. I.R. 25 als Musketier an, danach verschiedene Truppenteile, z.B. Infanterieregiment 609. Erst am 28. III. 1918 kommt er in Cambrai zur Truppe, Res.Inf.Regt. 29.
Nach verschiedenen Einsätzen in z.B. Cambrai, Villers au Flos, Wasnes au Bac und Grevillers wird er am 31.V. 1918 bei Hebuterne offensichtlich schwer verwundet. Er kommt wenige Tage später in das Barackenlazarett Tempelhofer Feld bis zum 3.1.1919. Am 6.1.1919 kommt er in das Reserve-Lazarett nach Aachen.
Erst am 18.Juni 1919 wird er aus dem Heeresdient, Res. Lazarett III Aachen, entlassen, "... ohne Entlassungspapiere infolge Demobilmachung ..."
Er hat sich später eine Anstecknadel machen lassen, nur mit "Hindenburgkreuz" und Verwundetenabzeichen in Schwarz. Noch viel später war er im Katholischen Arbeiterverein und im Sozialverband VdK .
Uwe