Servus,
heute kann ich Euch einen interessanten Nachlass vorstellen, den ich vor kurzem Erwerben konnte. Der Nachlass gehörte dem:
Jäger Peter Halbeisen von der 11./GJR 137, 2.GebDiv
geb.: am 05.03.1921 in Au/Vorarlberg
gef.: am 09.05.1942 am Festungsberg / Eismeerfront
Peter Halbeisen rückte am 06.02.1941 zur 12./Geb.Jäg.Ers.Rgt.136, in die Pontlatz-Kaserne in Landeck ein. Am selben Tag rückte auch mein, damals ebenfalls 19 Jähriger, Großonkel Alois Auer, zur selben Kompanie ein. Sie sollten zusammen ihre Rekrutenzeit in Landeck erleben. In Landeck erhielt der Jäger Halbeisen seine Grundausbildung als Gebirgsjäger am Gewehr M24 (t), dem 98 k und dem MG34. Nach der Grundausbildung ging es für die Rekruten zur Fronttruppe. Mit 18.06.1941 wurde der Jäger Halbeisen zur 11./GJR137, welche zu diesem Zeitpunkt als Besatzungstruppe in Nordnorwegn stand, kommandiert. Mein Großonkel Alois kam ebenfalls zum GJR 137, aber zur 5.Kompanie.
Während dem Transport in den Hohen Norden begann der Russland-Feldzug, und das GJR 137, war vom ersten Tag an die Speerspitze der 2.GebDiv, welche nach Osten, Richtung Murmansk marschierte. Laut Gefechtskallender, dürfte der Jäger Halbeisen am 23.07.1941 bei der fechtenden Truppe angekommen sein. Zu diesem Zeitpunkt kam der Angriff am Fluss Liza zum stocken, es war zwar ein Brückenkopf über den Fluss geschlagen worden, dieser musste aber zäh gehalten werden. Anfang September 1941 wurde ein letzter Versuch unternommen den Durchbruch nach Murmansk zu wagen, trotz kleineren Erfolgen im Brückenkopf und Gebietsgewinne, konnte kein Durchbruch erzielt werden und nach der Begradigung der HKL, welche wegen der äußerst schwierigen Versorgungslage in der Tundra nötig war, ging das Gebirgskorps Norwegen in die Verteidigung über. Um nach dem sich ankündigenden Polarwinter einen neuen Schlag nach Murmansk auszuführen.
Im Oktober 1941 begann die Ablöse der bis dato, an der Liza eingesetzten 2.GebDiv, durch die frisch eingetroffene 6.GebDiv, die Ablöse der 2.GebDiv war dringend Notwendig, da 1941 die 2.GebDiv die höchsten Verluste aller an der Ostfront eingesetzten deutschen Divisionen hatte. Mit dem 28.10.1941 war die Ablöse vollzogen und die 2.GebDiv kam nach Nordnorwegen als Küstenschutz, das III./GJR 137 war im Raum Elvenes (ca.10km südlich Kirkenes) einquartiert. Im Winter 1941/42 wurden aber auch immer wieder Teile der 2.GebDiv an der Eismeerfront eingesetzt. In unzähligen Skipatrouillen, Späh-und Stoßtrupps. Auch hier nahm der Jäger Halbeisen mit seiner 11./137 teil.
Doch dann kam die Nacht vom 27. auf den 28.04.1942, die Sowjets hohlen zur großangelegten Gegenoffensive an der Eismeerfront aus. Im Nordraum, zwischen dem Titowka- und Liza-Fjord, der auch das "Herzogtum Liza" genannt wird, liegen zu diesem Zeitpunkt nur sehr schwache deutsche Verbände im Küstenschutz, nicht mehr als Alarmeinheiten die eine Landung melden können aber keine wirksamen Gegenmaßnahmen setzen können. Dies ist den Russen bewusst, die Seehoheit am Eismeer gehört den Sowjets und die Landschaft bietet natürliche Buchten, perfekt für eine Landungsoperation.
In jener Nacht landeten in der "Holzbucht", "Fischerbucht" und der "Landebucht" die sowjetische 12.Marinebrigade mit insgesamt 6 Bataillonen. Weiter im Süden holt eine sowjetische Rentierbrigade aus um die Feldwachenstellungen in der Tundra, welche von der 6.GebDiv besetzt ist, zu überrennen.
Ziel der sowjetischen Führung ist den "Nordraum" in Besitz zu nehmen, nach Süden und Norden vorzustoßen sich beim "Herzberg", wo sich der DivGefStd der 6.GebDiv befindet, zu vereinen und somit die deutschen Truppen an der Liza einzukesseln.
Im Nordraum gelingt es den Russen die schwach besetzen Stützpunkte "Landebucht", "Herzogstein" zu überrennen und das Gelände um den Stockzahnsee zu besetzten. Die 6.GebDiv kommt schnell in eine Kriese und muss Teile der 2.GebDiv alarmieren.
Am 29.04.1942 erfolgt die Alarmierung des Jägers Halbeisen, das III./GJR 137 wird von Elvenes per LKM in das Russenlager an der Titowka transportiert. Das III./137 unter Führung von Hauptmann Walleser soll im "Herzogtum" eingesetzt werden. Führer der Kampfgruppe "Nordraum" wird Oberst Dr.Treeck (Kdr. GJR 137). Am 02.05.1942 wird das III./137 in die "Seeenge" nachgezogen. Oberst Dr.Treeck, bereitet die Gegenangriffe gegen den sowjetischen Landekopf vor.
Der Gegenangriff soll am 04.05.1942 um 02:00 Uhr beginnen. Der Bereitstellungsraum für das III./137 ist südwestlich der "Schrobenhöhe", Auftrag ist das nehmen der Höhe 172,3 und Vorstoß bis Linie "Kap Pinguin" - 99,7 - Nordostecke "Stockzahnsee". Der Angriff bleibt im Laufe des Tages am Hang der Höhe 172,3 liegen. Um 22:00 Uhr wird die 11./137 und damit auch der Jäger Halbeisen dem Bataillon "Raithel" zugeteilt.
Am 05.05.1942 wird die 11./137 beim Abfluss des "Stockzahnsee" in Kämpfe Mann-gegen-Mann mit den Russen verwickelt, die 11./137 erhält den Befehl die Höhe 172,3 im Sturm zu nehmen. Der Befehl ist nicht durchführbar, wovon sich der Btl.Kdr. selbst überzeugt. Nachdem die Nachbarbataillone den Russen zum zurückweichen zwingen kann, kann auch die Höhe 172,3 genommen werden und stößt auf Höhe 99,7 vor. Dem Btl. "Maunz" (I./GJR 136) gelingt es den wichtigen "Herzogstein" zurückzuerobern.
Am 06.05.1942 kommt die 11./137 wieder zurück zum Btl. "Walleser". Doch mittlerweile zeig die Natur ihre Gewalt, an der Eismeerfront zieht ein heftiger Schneesturm auf, der die Truppen in schwere Bedrängnis bringt. Die ohnehin völlig entkräfteten und übermüdeten deutschen Truppen werden durch Kälte und Nässe behindert, ebenfalls zeigt sich nun der Mangel an Ski und Wintertarnkleidung. Ein weiterführen der Angriffe ist vorerst nicht möglich.
Am 07.05.1942 hat der Schneesturm seinen Höhepunkt, Schneeverwehungen von über 1m machen jeden Angriff auf den sowjetischen Brückenkopf unmöglich. Oberst Dr. Treeck nutz die Zwangspause um seinen Männern Ruhe zu gönnen und die Truppen neu zu gruppieren. Trotzdem fallen zig deutsche Soldaten durch Erfrierungen und Schneeblindheit aus, es gibt auch Tote durch Überbeanspruchung und Überanstrengung.
Am 08.05.1942 holen die deutschen Truppen erneut zum Schlag auf die Sowjets aus, die Russen wollen unbedingt die Höhen um die "Landebucht" halten, es herrscht reger Schiffsverkehr im Liza-Fjord, der deutschen Seite ist nicht klar ob der Russe seine Truppen aus dem Brückenkopf zurückzieht oder neue Truppen landet. Das III./137 bekommt als Angriffsziel die Höhe 1200 m südöstlich Herzogstein (Festungsberg).
Am 09.05.1942 erfolgt der Sturm auf den Festungsberg. Um 01:45 Uhr befindet sich das Bataillon unmittelbar bis unter de Grat des "Festungsberges". Bis zur Erreichung des Grates muss noch ein tief eingeschnittener Geröllstreifen überwunden werden. Um 03:30 Uhr meldet Hauptmann Walleser an die Division "Höhe 160 (Festungsberg) genommen!"
Bei diesem Sturmangriff, auf dem von den Sowjets zur Bastion ausgebauten "Festungsberg", fiel der erst 21 Jährige Jäger Peter Halbeisen durch einen Kopfschuss.
Nachdem die russischen Verbände zum Rückzug gezwungen wurden und sich die Lage an der Eismeerfront entspannte, kam auch der Kp-Chef von Peter Halbeisen, Oberleutnant Mayer (oder wie in "Winterschlacht im Mai" Olt. Meinke?) am 18.05.1942 dazu dem Vater von Peter Halbeisen vom Tod seines Sohnes, fern seiner Bregenzerwälder Heimat zu schreiben. Von der Dienststelle wurde auch eine Bestätgung vom Tod ausgestellt.
Nach seinem "Heldentod" in der Tundra, wurde der Leichnam von Peter Halbeisen am Ehrenfriedhof des Gebirgskorps in Parkkina-Petsamo bestattet.
Am 08.07.1942 wurde dem Jäger Peter Halbeisen posthum das Infanterie-Sturmabzeichen verliehen, für seine Teilnahme an den Sturmtagen im Mai 1942 im "Herzogtum Liza"
Für mich ist das ein besonderer Nachlass, da Peter Halbeisen zusammen mit meinem Großonkel Alois als Rekruten in Landeck diente. Es ist auch ein trauriges Beispiel für einen von unzähligen Soldaten, der im Mai 1942 an der Eismeerfront gefallen ist.
Ich hoffe Euch gefällt diese "ausführliche" Vorstellung des Nachlasses?
Beste Grüße aus Tirol
Austria12 (Samuel)